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Bei der Ionenbindung war die Ausgangslage, daß sich verschiedene Atome,
die zum einen zu wenige und zum anderen zu viele Elektronen haben (immer bezogen auf gefüllte Schalen) zusammentun,
und dabei Elektronen von einem Partner zum andern transferiert werden (siehe auch Quantenmechanik-Skript). |
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Kovalente Bindungen in Reinkultur liegen
vor, wenn zwei Atome, die beide zu wenig Elektronen haben, sich verbinden. Beispiele
sind |
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Die Halogenide in Gasform: F2,
Cl2, Br2, usw. |
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Viele typischen Gase: O2,
N2, NH3 (Ammoniak), CO2, usw. |
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Festkörper wie z.B. Si, Ge,
C (in der Form des Diamanten), GaAs (Galliumarsenid) und andere. |
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Das Grundprinzip ist immer dasselbe: Die Atome teilen
sich den Mangel; dabei geht es ihnen viel besser als wenn jedes seinen Elektronenmangel alleine bewältigen muß.
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Korrekt ausgedrückt bedeutet dies, daß sich Orbitale (in der Regel
p-Orbitale), die nur teilweise besetzt sind, sich beim Näherkommen überlappen und, je nach Vorzeichen,
ein gemeinsames Orbital bilden können, das gleichberechtigt zu beiden Atomen gehört,
und das es in zwei Varianten gibt. |
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In erster Näherung haben wir eine Überlagerung der beiden individuellen
Orbitalwellenfunktion y1 und y2
zu einem Molekülorbital yMol in der Form |
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Die Ai sind Konstanten; eine davon ergibt sich die sich
aus der Normierungsbedingung, die andere müßte aus
einer Lösung der Schrödingergleichung für das Molekül ausgerechnet werden. |
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Nur eines der beiden möglichen Summenorbitale
führt zur Energieabsenkung und damit zur Bindung. Das andere führt zur Energieerhöhung; es ist "antibindend". Diese antibindende Orbitale sind
zwar nicht unwichtig (schließlich will man eine Verbindung auch wieder lösen können; dies geschieht bei
Energiezufuhr durch Anheben der Elektronen in das antibindende Orbital), sollen uns aber hier nicht weiter interessieren. |
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Aus Sicht des Einzelatoms kann das (gemeinsame und bindende) Orbital jetzt voll
besetzt sein, den es sind ja zwei Elektronen da, d.h. die Edelgaskonfiguration ist erreicht. |
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Kovalente Bindungen können dabei zwischen gleichartigen Atomen (z.B. C
- C) oder verschiedenen Atomen auftreten (z.B. Si - C oder C - H). |
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Die entstehenden Moleküle werden durch die gerichtete kovalente Bindungen
eine durch die Symmetrie der beteiligten Orbitale genau festgelegte räumliche Geometrie erhalten. |
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Dazu zwei schematischen Darstellungen; das schematische Schalenbild wie zuvor und die Bindung im Orbitalbild |
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Das stark vereinfachte Schema im Schalenbild. |
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Gezeigt sind die bindenden und antibindenden Orbitale bei
Überlappung von s - Orbitalen (keine Richtungsabhängigkeit der Bindung). |
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Die Orbitaldarstellung führt natürlich viel weiter als die Schalendarstellenung;
insbesondere erkennt man sofort Bindungsrichtungen, und auch Dinge wie Doppel- und Dreifachbindungen lassen sich gut darstellen.
Im Link gibt es besonders wichtige Beispiele. |
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Ein letzter Punkt muß noch eingeführt werden, um die Möglichkeiten der Quantentheorie
für kovalente Bindungen voll auszuloten und insbesondere die für uns wichtige Si - Si (und damit auch die
chemisch ähnliche C - C) Bindung verstehen zu können. Es handelt sich um das Phänomen der Hybridisierung.
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Einfach gesagt, bilden sich dabei aus s- und p - Orbitalen neue Misch- oder
eben Hybridorbitale. |
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Das ist erlaubt, denn die Linearität der Schrödingergleichung
führt grundsätzlich dazu, daß wenn y1, y2,
usw. Lösungen der Schrödingergleichung sind, auch jede Linearkombination dieser
Lösungen, z.B. y = ay1 + by2
die entsprechende Schrödingergleichung löst (wobei a und b beliebige Koeffizienten
sind, die allerdings der Normierungsbedingung genügen müssen). |
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Bei einem Einzelatom werden die Elektronen jedoch von dieser Möglichkeit keinen
Gebrauch machen, weil sich die Energie dabei erhöht. Anders jedoch bei
Bindungen. Durch die Bildung geeigneter Hybridorbitale läßt
sich die Überlappung der Orbitale mit anderen Atomen maximieren und damit Energie gewinnen. |
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Insbesondere bei C, Si, Ge, wäre es günstig, die Orbitale so zu rearrangieren,
daß 4 Keulen gleichverteilt in den Raum hinausragen; jede mit einem Elektron
besetzt. Damit ist optimaler Andockplatz für die 4 benötigten Partner geschaffen und größtmögliche
Symmetrie erzielt. |
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Passende Orbitale lassen sich durch Kombination der s- und p- Orbitale darstellen. Die Linearkombinationen |
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y1 = ½ |
(s + |
px + |
py + |
pz) |
y2 = ½ |
(s + |
px – |
py – |
pz) |
y3 = ½ |
(s – |
px + |
py – |
pz) |
y4 = ½ |
(s – |
px – |
py – |
pz) |
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(mit den Bezeichnungen s und p für die entsprechenden Wellenfunktionen) bilden genau
die gewünschten 4 "sp3 - Hybridorbitale"; sie sind
mit je einem Elektron besetzt. |
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(Die Nomenklatur weicht hier etwas von der alten Schreibweise
ab: Bei Einzelorbitalen bezeichnet die hochgestellte Zahl die Zahl der Elektronen,
die im konkreten Fall das Orbital besetzen; bei Hybridorbitalen aber die Zahl der Orbitale, die an der Hybridisierung teilnehmen - so ist sie nun mal, die Chemie!) |
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Die bildliche Darstellung sieht so aus: |
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Links die Kugel - und Keulendarstellung der reinen s- und p- Orbitale; rechts
die sp3 Hybridorbitale. |
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Links wäre das s - Orbital mit 2 Elektronen voll besetzt; in den 8
Keulen der p - Orbitale sind die restlichen 2 Elektronen der Elemente C, Si, Ge. Keine gute Anordnung um 4 weitere Atome zu binden. |
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Im den sp3 Hybridorbitalen sind dagegen 4 mit je einem Elektron besetzt Keulen
vorhanden. Die Orbitale liegen nicht mehr in Richtung der Seitenkanten eines Würfels, sondern zeigen vom Zentrum in
die Ecken eines gleichseitigen Tetraeders mit dem Tetraederwinkel
109,50. |
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Setzt man wie mit einem Steckbaukasten jetzt viele solche Atome entlang der Keulenachsen zusammen, entsteht
zwingend ein Kristall mit spezifischer Struktur - der Diamantstruktur. |
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Ohne in mehr Details zu gehen, können schon folgende Schlußfolgerungen
gezogen werden |
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Die Bindungskräfte sind im allgemeinen stark gerichtet,
denn kovalente Bindungen liegen nur bei p- und d-Orbitalen vor und sind dann im wesentlichen nur entlang der
Orbitalachse wirksam. (s-Orbitale, die nur mit einem Elektron besetzt sind, fallen, abgesehen vom H2
Molekül, immer unter sie Rubrik "ein Elektron zuviel", und damit unter die Metallbindung).
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Falls mehr als ein Elektron fehlt, wird eine Zweierbeziehung nicht ausreichen um alle Partner
glücklich zu machen - es werden so viele Partner benötigt wie Elektronen fehlen. Daraus lassen sich allgemeine
Strukturbildungsprinzipien für die Elemente mit 1 - 4
fehlenden Elektronen ableiten, die wir aber hier nicht näher betrachten wollen sondern in einem extra Modul. |
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Obwohl sich die Atome jetzt etwas "durchdringen" (ihre Elektronenwolken müssen
sich ja überlappen), werden wieder erhebliche abstoßende Kräfte auftreten, wenn der Bindungsabstand unterschritten
wird. Wir können das zugehörige Potential entlang der Bindungsachse wieder
mit folgender Gleichung approximieren |
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Wobei natürlich B und m für jedes Bindungspaar anders
sein müssen. |
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Die anziehende Wirkung ist jetzt nur quantentheoretisch
begreifbar und berechenbar - wir müssen die Schrödingergleichung für 2 Atome lösen. |
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Da wir das nicht können, argumentieren wir ähnlich wie bei der abstoßenden
Kraft der Ionenbindung und landen bei der Näherungsformel für das anziehende Potential : |
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Anziehendes Potential = Uan |
= – | A r
n |
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Damit ergibt sich für das gesamte Bindungspotential entlang
der Bindungsachse |
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Auch bei der anziehend Kraft gibt es jetzt einen Exponenten n, der erheblich
größer als 1 sein wird. Trotzdem ergibt sich in der Überlagerung der Potentiale wieder ein Potentialtopf
mit den gleichen allgemeinen Eigenschaften wie schon bei der Ionenbindung.
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Insbesondere ist der Bindungsabstand
r0 und die Bindungsenergie direkt aus dem Potentialtopf ablesbar. |
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Wiederum lassen sich damit zwei der vier Parameter in obiger Gleichung substitutionieren. |
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Die Richtungsabhängigkeit der kovalenten Bindung sorgt für spezifische
Strukturen nicht nur bei Verbindungen zwischen gleichen Elementen, sondern natürlich auch bei Verbindungen zwischen
verschiedenen Elementen. Dabei kommt bei Verbindungen der Gruppe
IV (C, Si, Ge, ...) insbesondere die sp3 Hybridisierung
zum Tragen. |
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Die für die Hybridisierung notwendige Energie wird mehr als aufgewogen durch die hohe
Symmetrie in dieser Anordnung. Um dies zu verstehen, machen wir eine kleine Übung und versuchen, Moleküle und
Kristalle mit verschiedenen Hybridisierungen zu bilden. |
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Übung
2.2-4 |
Molekül- und Kristallbildung aus Bindungssymmetrien |
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Noch ein letztes Wort zur Nomenklatur. Überlappen
sich die Keulen der p
- Orbitale entlang ihrer Keulenachse, erhält man eine starke Bindung; sie heißt
allgemein s-Bindung |
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Erfolgt der Überlapp (viel schwächer) senkrecht
zur Keulenachse, spricht man von p-Bindung. Vor allem
in den organischen Kohlenstoffverbindungen kommen beide Bindungstypen reichlich vor. Im Link
sind noch einige Darstellungen wichtiger Moleküle mit kovalenter Bindung zu sehen und einige zusätzliche Besonderheiten
der kovalenten Bindungen zu finden. |
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© H. Föll (MaWi 1 Skript)