Kurzfassung der Ableitung der Gauss Verteilung | |||||
Random Walk, Gauß Verteilung und die Einstein - Smoluchowski Beziehung - | |||||
Vom Würfeln zur Gaußverteilung | |||||
In diesem Modul werden wesentliche statistische Funktionen unmittelbar vom Würfeln abgeleitet - und zwar in Kurzform, ohne ausführliche Herleitung der Formeln. | |||||
Die ausführliche Herleitung mit einer eingehenden Diskussion aller Herleitungen, Tricks und Fallstricke, findet sich in einem anderen Modul. | |||||
Aus Gründen der Schreibökonomie (und der besseren Lesbarkeit) wird hier auf die Kursivschreibung der Variablen verzichtet. | |||||
Wir betrachten die Wahrscheinlichkeit wN(x), mit N Würfeln, die alle binär sind, d. h. nur +1 oder -1 als Augenzahl haben, mit einem Wurf eine Summe x zwischen -N und +N zu würfeln. Die Definition dieser Wahrscheinlichkeit ist | |||||
wN(x) = (Zahl der Möglichkeiten x zu würfeln)/(Zahl aller Möglichkeiten in einem Wurf) = Px/PN. | |||||
Nach relativ länglichen Überlegungen bei denen man sich mit Leichtigkeit vertut, erhält man | |||||
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Diese Formel liefert, und das ist wichtig, nur Antworten falls N und x beide geradzahlig oder beide ungeradzahlig sind. |
Mit der Langversion der Stirlingschen Formel für Fakultäten | ||||||||||||
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erhält man als Antwort (und als Näherung) die Gaußsche Normalverteilung | ||||||||||||
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Dabei hat sich aber eine subtile qualitative Änderung eingeschlichen: | ||||||||||||
In der ursprünglichen Frage waren nur ganzzahlige positive N und ganzzahlige x zugelassen (es gibt keine N = -3,7 Würfel, und man kann auch nicht x = 2,8 würfeln); alle möglichen Antworten wN(x) waren unmittelbare absolute Wahrscheinlichkeiten (d.h. eine Zahl zwischen 0 und 1). | ||||||||||||
Das wN(x) in der Gaußsche Normalverteilung ist aber auch für beliebige N und x eine wohldefinierte Funktion! | ||||||||||||
wN(x) ist damit keine absolute Wahrscheinlichkeit mehr, sondern eine Wahrscheinlichkeitsdichte (und deswegen jetzt kleingeschrieben). | ||||||||||||
Die absolute Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Ereignisse, erhält man indem man wN(x) über das betrachtete Intervall integriert. Für wN (x = 7) erhält man zum Beispiel | ||||||||||||
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Für kleine Intervalle Dx, in denen sich
wN(x) nicht nennenswert ändert, gilt dann für die absolute
Wahrscheinlichkeit WN(x) des Auftretens des gesuchten Ereignisses | ||||||||||||
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Die Gaussverteilung liefert im übrigen auch Werte für beliebige Kombination für N und x, z.B. N geradzahlig und x ungeradzahlig - was die Ausgangsformel nicht tut. | ||||||||||||
Das muß bei der Herleitung gebührend berücksichtigt werden. | ||||||||||||
Der Bezug vom Würfeln zur eindimensionalen Diffusion ist einfach: | ||||||||||||
Für +1 rücken wir a cm nach rechts, für -1, a cm nach links. a ist die Schrittweite, und wir müssen in den obigen Formel nur x durch x·a ersetzen um sofort die Lösung des eindimensionalen Diffusionsproblems zu haben | ||||||||||||
Zwei- und dreidimensionale Diffusion erhält man durch Kombination, da die Bewegung auf jeder Achse unabhängig von den anderen ist. Wir haben | ||||||||||||
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Wir sind nun in der Lage einige Fragen zu stellen und zu beantworten | ||||||||||||
Gaußverteilung und Diffusionsparameter
Erste Frage: Was ist der Mittelwert <r> aller Abstände r = (x,y,z) die wir (bei punktförmiger Quelle) nach N Schritten finden? | ||
Das heißt wir fragen nach dem Mittelwert der Vektoren, die den Startpunkt (= (0, 0, 0)) mit dem Endpunkt (x, y, z) verbinden, wenn wir ein "Würfeldiffusionsexperiment" genügend oft wiederholen um einen sinnvollen Mittelwert definieren zu können. | ||
Die Antwort ist einfach: <r> = 0, denn für jeden beliebigen Vektor r der irgendwo endet werden wir mit gleicher Wahrscheinlichkeit auch den entgegengesetzten Vektor –r finden - die Summe aller Vektoren wird damit = 0. |
Zweite Frage: Was ist der Mittelwert <|r|> der Beträge aller Abstandsvektoren, die wir nach genügend viel Versuchen finden. Diesen Mittelwert nennen wir die Diffusionslänge L. Ein feiner, aber essentieller Unterschied zur ersten Frage. | |||||||||||
Die Frage ist gleichbedeutend zu der Frage nach dem mittleren
Verschiebungsquadrat <r2> = <|r|2> = <r2> = L2, da wir aus diesem Ergebnis nur die (positive) Wurzel ziehen müssen um unsere Frage zu beantworten | |||||||||||
Die Antwort folgt aus den Gaußverteilungen für die diversen Dimensionen;
wir haben Integrale der Form
zu lösen; dV ist dabei das betrachtete Volumenelement. |
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Dieses Volumenelement hat es in sich. Da wir für den Betrag des Vektors
r immer schreiben können r = (x2 + y2 + z2)1/2, werden die Volumenelemente
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Multipliziert man die Wahrscheinlichkeitsdichte
wN(x) mit diesen Volumenelementen, erhält man eine neue radiale Wahrscheinlichkeitsdichte
W'(r), die nur noch |r| = r als Variable hat, über wN(x,y,z)·dV = W'(r)·dr | |||||||||||
Die Integrale werden etwas anstrengend, das Ergebnis aber ist einfach:
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Dritte Frage: Was ist der wahrscheinlichste Wert |r|wahr den wir nach genügend viel Versuchen finden werden - in welchem Abstand |r|wahr finden wir die meisten Teilchen? Das ist die Frage nach dem Maximum der radialen Wahrscheinlichkeitsdichte (und eine ganz andere Frage als die Frage nach dem Mittelwert). | ||
Wir müssen dazu das Maximum der radialen Wahrscheinlichkeitsdichte W'(r)
bestimmen, d.h. die Gleichung dW'(r)/dr = 0 lösen. | ||
Das Ergebnis ist
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Man sollte also L und |r|wahr bei eindimensionaler Diffusion nicht verwechseln, während es bei dreidimensionaler Diffusion fast egal ist. | ||
Diffusionskoeffizient und Random Walk
Die Betrachtung des Random walks als Diffusionsproblem führt auf eine Konzentrationsverteilung der diffundierenden Teilchen als Funktion der Schrittzahl N und Schrittweite a für den Fall einer in einen homogenen Körper eingeschlossenen Punktquelle. | ||
Diese Konzentrationsverteilung muß identisch sein zu der Konzentrationsverteilung die sich aus der entsprechenden Lösung der Fickschen Gesetze ergibt. Der Vergleich führt sofort auf | ||
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Vorausgesetzt, der Diffusionskoeffizient D ist ein Skalar, und nicht wie im allgemeinsten Fall, ein Tensor 2 Stufe. | ||
Hier kann eine kleine Konfusion auftreten: Die obigen Gleichungen gelten völlig losgelöst von den Hüpfmechanismen - wir setzen nur isotropes Verhalten voraus, aber nicht wie viele Möglichkeiten eine Leerstelle tatsächlich hat, um von ihrer Position aus auf eine Nachbarposition zu springen. | ||
Aber aus so einer Betrachtung heraus haben wir auch schon, und ganz unabhängig von Random walk Betrachtungen, den Diffusionskoeffizienten abgeleitet - in Kapitel 6.2.3. Ist hier etwas überbestimmt? | ||
Nein - nicht solange die Hüpferei isotrop erfolgt. Und fall sie das nicht tut - z.B. in nicht-kubischen Kristallen, ist D kein Skalar mehr und die Kristallgeometrie gibt die Vorgabe für die differenzierte Betrachtung | ||
Ableitung der Gauss Verteilung
Eigenschaften des Random Walks in ein- zwei- und drei Dimensionen
© H. Föll (MaWi 1 Skript)