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Die beiden relevanten Ladungsträgerdichten sind die Konzentration der Elektronen
im Leitungsband nL und die Konzentration der Löcher nV im Valenzband.
Sie sind immer gegeben durch |
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nL = NeffL · exp – |
EL – EF kT |
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nV = NeffV · exp – |
EF – EV
kT |
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Dotierung oder Defekte ändern "nur" die Fermienergie EF;
aus dem vorhergehenden Unterkapitel wissen wir auch wie. |
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Wenn wir nun das Produkt aus nL und nV
bilden, erhalten wir folgende Formel |
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nL · nV = NeffL ·
NeffV · exp – |
(EL – EF) + (EF – EV) kT | = |
NeffL · NeffV · exp – |
EL – EV
kT | = |
ni2 |
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Diese Beziehung heißt Massenwirkungsgesetz
für Elektronen und Löcher; ist sehr wichtig, und muß diskutiert werden! |
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Zunächst müssen wir uns klar machen, wieso hier ni2
auftaucht, das Quadrat der intrinsischen Ladungsträgerdichte.
Aber das ist leicht zu sehen: |
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Die Formel gilt immer, d.h. auch für nL
= nV = ni. |
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Ganz nebenbei erhalten wir damit auch eine sehr brauchbare Formel für
den Fall, daß EF für einen intrinischen Halbleiter nicht genau in der Bandmitte liegt
(weil die Neff verschieden sind). Wir schreiben
einfach: |
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ni = (ni2)½ =
| æ è |
NeffL · NeffV |
ö ø | 1/2 |
· exp – |
EL – EV
2kT |
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Das ist sehr viel einfacher, als die korrekte Fermienergie auszurechnen und einzusetzen -
obwohl wir das könnten. |
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Jetzt fragen wir uns natürlich warum das ganze Massenwirkungsgesetz
heißt; welche Massen wirken hier wie? |
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Keine. Es heißt halt so, weil die Bezeichnung aus
dem in der Chemie unverbrüchlich verankerten Massenwirkungsgesetz
für chemische Reaktionen kommt (und dort gibt die Bezeichnung auch einen gewissen Sinn). |
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Formal kann man aber auch die Abgabe oder Aufnahme von Elektronen als "chemischen Reaktion"
zwischen Dotieratomen, Elektronen und Löchern schreiben. Wenn man dann diese "chemischen" Reaktionsgleichungen
hinschreibt (und vorher die Symbolik in nicht ganz einfacher Art und Weise erweitert auf Dinge, die nicht Atome sind), kann
man tatsächlich die Beziehung nL · nV = ni2
direkt ableiten. Wer's nicht glaubt betätigt den
Link. |
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Wir knirschen einmal leise mit den Zähnen und akzeptieren dann, daß
die obige Gleichung auch in der Halbleiterei und überall auf der Welt eben als
Massenwirkungsgesetz (engl. "Mass action law") bekannt ist. |
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Mit dem Massenwirkungsgesetz für Löcher und
Elektronen haben wir eine ungeheuer wichtige Beziehung! Sie sagt nämlich klar und deutlich, daß wenn
man die Konzentration einer Ladungsträgersorte kennt und
noch den Halbleiter mit dem man arbeitet (das bestimmt ni), dann kennt man auch die Konzentration
der anderen Sorte. |
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Und zwar exakt! Es stecken hier keine neuen Näherungen
drin. |
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Näherungsformeln für die Ladungsträgerdichte
mit Dotierung |
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Die einfachste Näherung haben wir indirekt schon gemacht. Wir setzen die
Fermienergie zwischen Leitungs- oder Valenzbandbandkante und Dotierniveau. Dann erhalten wir in einer sehr simplen Näherung
für tiefe Temperaturen |
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nL,V (kleineT) | = |
NDot · exp – |
DE 2kT |
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Dies gilt aber nur halbwegs exakt, solange die Fermienergie noch zwischen Dotierniveau und
Bandkante liegt, also maximal die Hälfte der Dotieratome ionisiert ist (warum
wohl???). |
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Eine etwas bessere Näherung berücksichtigt, daß die Fermienergie
genausowenig wie im intrinischen Fall in der Mitte zwischen Dotierniveau und Bandkante
liegt, falls die beiden Zustandsdichten NDot und Neff verschieden sind.
Das kann man exakt wie im oben dargestellten intrinsischen Fall berücksichtigen. |
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Wir müssen uns dazu nur klarmachen, daß für tiefe
Temperaturen das Dotierniveau entweder die Rolle des Valenzbandes übernimmt (bei Donatoren, denn von dort, und nur
von dort kommen die Elektronen ins Leitungsband) oder die Rolle des Leitungsbandes bei Akzeptoren. |
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Wir müssen in der Formel für die intrinsische Ladungsträgerkonzentration
also nur die jeweilige effektive Dichte durch die Dotierkonzentration ersetzen, und statt EG /2
im Exponenten DE /2 nehmen um eine Tieftemperaturnäherung für den dotierten
Fall zu erhalten. Das Ergebnis ist |
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nL,V (kleineT) | = |
æ è |
NeffV · NDot |
ö ø | 1/2 |
· exp – |
DE 2kT |
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Ebenfalls einfach ist es, eine Näherung für hohe
Temperaturen zu finden, bei denen nL » nD gilt. Dann sind wir wieder mehr
oder weniger intrinsisch und haben |
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nL (großeT) » ni |
= | æ è |
NeffL · NeffV |
ö ø | 1/2 |
· exp – |
EL – EV 2kT |
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Es bleiben die "mittleren" Temperaturen.
Die Definition von "mittlerer Temperatur" ist, daß wir zwar immer noch das Valenzband vernachlässigen
können, d.h. wir nehmen an, daß die weitaus überwiegende Anzahl der Elektronen im Leitungsband von den Donatoren
kommt, aber daß die Fermienergie jetzt auch unterhalb oder oberhalb des Dotierniveaus liegen kann, d.h. daß
mehr als die Hälfte der Dotieratome ionisiert ist |
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Klar? Das ist die Umkehrung der Frage von oben. Wer nach kurzem
Nachdenken nicht selbst darauf kommt, warum die Fermienergie unterhalb des Donatorniveaus bzw. oberhalb des Akzeptorniveaus
liegen muß, falls mehr als 50% der Dotieratome ein Elektron abgegeben bzw. aufgenommen haben, der betätigt
(beschämt) den Link. |
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Das ist einerseits der schwierigste, andererseits der einfachste Fall. Beginnen wir mit dem
schwierigen Teil. |
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Wir betrachten nur Donatoren (für Akzeptoren ist alles symmetrisch)
und gehen immer davon aus, daß alle Elektronen im Leitungsband von den Donatoren kommen, d.h. die Dichte der Elektronen
im Leitungsband ist identisch zur Dichte der nicht mit Elektronen besetzten Donatorzustände. Wir haben |
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n L (mittlereT) = ND ·
| æ ç è |
1 – |
1 1 + exp (ED – EF)/kT |
ö ÷ ø |
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Leider fehlt die Fermienergie um weiterzukommen. Aber wir haben ja immer
noch eine weitere Gleichung für die Ladungsträgerdichte im Leitungsband! |
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nL (alleT) = NLeff · B(EL ,EF,
T) » |
NLeff · exp – |
EL – EF
kT |
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Das gilt schließlich immer, vorausgesetzt wir können
die Boltzmannnäherung gebrauchen! Das ist aber im Leitungsband zumindest eher möglich als bei den Donatorniveaus,
da wir uns auf jedem Fall eher im "Hochenergieschwanz" der Fermiverteilung befinden. |
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Daraus können wir exp (EF/ kT) destillieren und weiter
oben einsetzen. Wir haben |
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exp | EF kT |
= | nL
NLeff | · | exp |
EL kT |
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Einsetzen in die Ausgangsgleichung ergibt nach der üblichen etwas
zähen Rechnung mit den Exponentialfunktionen |
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nL (mittlereT) =
| 2ND |
| 1 + |
æ ç è |
1 + | 4 · ND
NLeff | · exp |
EL – Ed kT |
ö ÷ ø |
1/2 |
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Das ist eine ziemlich gute Formel, die immer gilt - auch bei kleinen Temperaturen
- solange kein nennenswerter Beitrag zur Elektronendichte vom Valenzband kommt. Ihr asymptotisches Verhalten ist leicht
zu sehen: |
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Wir unterscheiden die Fälle "Kleine"
Temperaturen, d.h. EL – Ed » kT Þ
exp(EL – Ed)/kT » 1
"Mittlere" Temperaturen, d.h. EL – Ed
« kT « (EL – EV)/2 Þ
exp(EL – Ed)/kT Þ
0 |
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Damit erhalten wir |
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Kleine Temperaturen | |
nL (kleineT) = |
(ND · NLeff )½ |
· exp – | EL – Ed
2kT | |
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Mittlere Temperaturen | |
nL (mittlereT) = |
ND | |
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Wir erhalten also für kleine Temperaturen dasselbe Ergebnis wie zuvor, und für mittlere Temperaturen eine ungeheuer wichtige,
weil so einfache Näherung: |
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nL (mittlereT) |
» |
ND | | |
| nV (mittlereT) |
» |
NA |
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Dabei ist definiert, was "mittlere" Temperaturen bedeutet: T ist unterhalb
des massiven Einsatzes der intrinsischen Leitfähigkeit, aber so hoch, daß praktisch alle Dotieratome ionisiert
sind. |
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Für Si ist diese mittlerer Temperatur so ungefähr Raumtemperatur (290
K) ± 100 K. Das ist toll!. |
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Denn damit können wir die Leitfähigkeit von Si im interessierenden Temperaturbereich
durch Dotierung einstellen
und ziemlich temperaturunabhängig halten. |
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Und das sind schlicht und einfach die absoluten Grundvoraussetzungen
jeder Halbleitertechnologie. |
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Bei anderen Halbleitern können wir bereits hier in Probleme laufen. |
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Germanium, z.B. hat eine kleinere Bandlücke
als Si und wird schon bei niedrigen Temperaturen intrinsisch, d.h. zu leitfähig. Obwohl der Beginn der Halbleitertechnik
noch von Ge dominiert war (im wesentlichen die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts), hat sich Si,
obwohl viel schwieriger herzustellen, doch bald durchgesetzt. |
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Bei Diamant, im anderen Extrem, ist die Bandlücke
sehr groß; es ist undotiert ein guter Isolator. Leider sind brauchbare Dotierniveaus soweit von den Bandkanten entfernt,
daß wir bei Raumtemperaur noch im Tieftemperaturbereich liegen, und die Dotierung nicht richtig wirksam wird. das
gilt im großen Ganzen auch für alle anderen Isolatoren. |
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Es gibt noch mehr Näherungsformeln für die Ladungsträgerdichten
in dotierten Halbleitern (darunter auch ziemlich falsche). |
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Hier schauen wir uns abschließend nur die prinzipielle Darstellung an; wobei die Zahlenwerte
nur der Groborientierung dienen. Im Link sind einige graphische Darstellungen
mit Erläuterungen zu besichtigen. |
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Das ist genau das, was der JAVA-Modul
uns auch ausrechnet - nur daß dort an den Achsen Zahlen stehen. |
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Hier ist ein Beispiel für Dichten von ND = (1015 bzw.
1017) cm –3 in Si: |
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Damit können wir uns dem wirklich wichtigen Parameter zuwenden, der spezifischen Leitfähigkeit. |
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© H. Föll (MaWi 2 Skript)