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Am einfachsten ist es, sich den Aufbau eines realen MOS-Transistors anzuschauen,
und sich daraus das Funktionsprinzip abzuleiten. Hier ist ein vereinfachter, aber korrekter Querschnitt durch einen MOS-Transistor
einer integrierten Schaltung: |
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Die drei Elektroden oder Anschlüsse, die ein Transistor haben muß, sind klar
zu erkennen: Der Strom fließt von der "Source", also
der Quelle zum "
Drain", dem Abfluß. Gesteuert wird er durch das "Gate", das Tor. Wer aber jemals die hier gebrauchten
(oder andere) deutsche Bezeichnungen verwendet, "outet" sich als Ahnungslose(r) und muß Journalist werden. |
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Der Transistor funktioniert folgendermaßen: |
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Falls die Gatespannung im "Ein" Bereich liegt, ist auch der
Transistor "ein" – Strom fließt fast verlustfrei von Source zu Drain. Anders ausgedrückt: Der
Source-Drain-Widerstand ist klein. |
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Falls die Gatespannung im "Aus" Bereich liegt, ist auch der
Transistor "aus"; es fließt kein Source-Drain-Strom. Anders ausgedrückt: Der Source- Drain-Widerstand ist sehr hoch.
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Das funktioniert aber nur, falls die Gatespannung die richtige
Polarität hat (im obigen Beispiel muß sie negativ
sein) und die Versorgungsspannung, d.h. die Source-Drain-Spannung
USD
nicht zu klein ist (die Polarität ist eher egal). In der Elektronikantike, so bis 1985, hatte sie den Standardwert
5 V, seither sinkt sie und wird bald den 1-V-Bereich erreicht haben. |
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Außerdem muß das Gatedielektrikum extrem dünn sein
(so um 10 nm, heutzutage (2006) eher 2 nm), und die Eigenschaften aller beteiligten Materialien müssen
extremen Qualitätsansprüchen genügen. |
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Wie funktioniert nun der "ideale" MOS-Transistor? |
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Dazu müssen wir uns anschauen, was bei angelegter Gatespannung im Halbleiter unter
dem Gate passiert. So etwas ähnliches haben wir schon ansatzweise behandelt; es lohnt sich, im betreffenden Modul schnell nachzuschauen. |
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Zunächst überlegen wir uns, was passiert, falls wir zwar eine Source-Drain-Spannung
USD anlegen, aber keine Gatespannung; UG
= 0 V. Was wir dann haben ist: |
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Ein n-Typ Si Substrat mit einer bestimmten Gleichgewichtsdichte an Majoritätselektronen
ne (UG = 0) – überall, auch unter dem Gate; und ein paar wenigen Löchern
als Minoritäten. |
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Zwei p-dotierte Gebiete mit einer bestimmten Gleichgewichtsdichte an Löchern, die durch die
Größe der Dotierung bestimmt ist. |
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Zwei pn-Kontakte. Einer ist in Durchlaßrichtung polarisiert (der mit dem positiven USD
Anschluß), der andere in Sperrichtung. Dies gilt für jede Source-Drain-Polarität
– ein pn-Übergang ist immer
gesperrt. |
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Damit kann kein
Source-Drain-Strom ISD fließen (von Leckströmen einmal abgesehen). |
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Auch bei der in Durchlaßrichtung gepolten Diode fließt kein
Strom – denn das Substrat ist elektrisch nicht beschaltet. Noch einfacher: Wir erden den positiven USD
Anschluß und das Substrat. |
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Alles in allem haben wir für UG = 0 V
Gleichgewicht, es fließen keine Ströme. Aber jetzt legen wir versuchsweise
mal eine negative Spannung ans Gate und überlegen was dann passiert. |
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Die Elektronen im Substrat direkt unter der Gate-Elektrode spüren eine abstoßende elektrostatische
Kraft; sie werden ins Substratinnere getrieben. Ihre Konzentration direkt unter dem Gate sinkt, und ne
(U) wird eine Funktion der Tiefe z unter dem Gate (wir haben natürlich gleichzeitig eine Bandverbiegung):
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ne | = |
ne (z) = f[ne (z = 0), U] |
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Wir haben aber immer noch Gleichgewicht, d.h. das Massenwirkungsgesetz gilt. Damit erhält man für
die Löcherkonzentration unter dem Gate |
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ne (z) · nh (z) | = |
ni2 = const. |
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In Worten: Falls die Elektronenkonzentration unter dem Gate sinkt, geht die Löcherkonzentration entsprechend
hoch. |
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Falls wir die Gatespannung genügend groß machen, erreichen wir irgendwann den Fall,
daß nh (z = 0) = ne (z = 0),
d.h. die Fermienergie ist in Bandmitte. |
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Die dafür benötigte Spannung ist die Schwellenspannung
U
thr des Transistor (auch diesen Begriff benutz man im Deutschen eher nicht und sagt dafür "Threshold voltage"). |
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Falls wir dann die Gatespannung noch etwas erhöhen, erhalten wir n h (z)
> ne (z) für kleine Werte von z , d.h. für zK
> z > 0 |
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In Worten: Direkt unter dem Gate gibt es jetzt mehr Löcher
als Elektronen. Das ist (für uns) etwas neues, dieser Zustand heißt aus durchsichtigen Gründen
Inversion. |
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Was wir jetzt haben ist ein dünner p-leitender Kanal
der Dicke zK unter dem Gate – und dieser Kanal verbindet die p-leitenden Bereiche
von Source und Drain. |
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Es gibt keine
pn-Übergänge mehr in diesem Bereich – Strom kann ungehindert fließen, nur noch begrenzt durch
den ohmschen Widerstand des Kanals. Der Kanalwiderstand wird mit wachsender Kanaldicke abnehmen; wir können ihn also
durch die Gatespannung einstellen. |
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Fall wir die Polarität der Gatespannung umdrehen, werden die Elektronen jetzt angezogen;
ihre Konzentration unter dem Gate steigt. Das beschert uns den schon bekannten Zustand der Akkumulation. |
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Die pn-Übergänge bleiben existent; einer ist gesperrt, wir bekommen keinen Stromfluß.
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Es ist klar: Falls wir einen MOS-Transistor mit einer positiven
Gatespannung anschalten wollen, müssen wir ein p-dotiertes Substrat mit n-dotierten Source/Drain-Gebieten
verwenden. |
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Damit haben wir zwei MOS-Transistor-Grundtypen: Den p- oder n-Kanal MOS-Transistor, je nach der Art der Ladungsträger im Kanal bei erfolgter Inversion. |
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Für die wesentlichen Kennlinien erwarten wir folgende Kurven |
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Die Abhängigkeit des Source-Drain-Stroms ISD von der Gatespannung UG
ist qualitativ klar. Die Abhängigkeit von ISD von der Source-Drain-Spannung USD
ist vielleicht nicht so ganz klar, aber doch halbwegs einsichtig: Kein Strom ohne Spannung – falls USD
zu klein wird, muß der Strom sinken. |
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Was können wir nun quantitativ
zum MOS-Transistor aussagen? |
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Was genau bestimmt Uthr
, die Threshold-Spannung, oder die Form der ISD(USD)-Kennlinie? |
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Wie hängen die wesentlichen elektrischen Parameter von den Material- und Technologieparametern ab?
Warum muß das Gatedielektrikum dünn sein oder wie genau beeinflußt seine Dicke die Parameter? |
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Viele Fragen; keine ganz einfachen Antworten (oder Formeln). Letztlich muß man die Poisson-Gleichung
für das System aufstellen und lösen – und das geht analytisch nur mit einigem Aufwand mit Näherungen
und Fallunterscheidungen. |
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Aber ein bißchen was geht immer – und zwar in einem "advanced"
Modul eines anderen Hyperskripts. |
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© H. Föll (MaWi für ET&IT - Script)