|
Wir haben gesehen, daß es immer eine definierte Zahl von Zuständen
in einem Teilband oder Gesamtband gibt. Diese Zustände wollen wir jetzt mit Elektronen besetzen. |
|
|
Damit die Sache einfach bleibt, wählen wir zunächst T = 0
K. Damit steht keine thermische Energie zur Verfügung, die Fermiverteilung ist kastenförmig, und die Elektronen
besetzen die vorhandenen Zustände energetisch "von unten kommend", bis alle untergebracht sind. |
|
Dies läßt für das letzte Band, in dem noch Elektronen untergebracht
werden müssen, nur zwei Möglichkeiten zu: |
| |
1. | Alle
Zustände im Band sind besetzt, wir haben ein vollbesetztes oder "volles" Band. |
2. |
Nicht alle Zustände im Band sind besetzt; wir haben ein teilbesetztes Band. |
|
|
|
Trivial, aber wirkungsvoll. Betrachten wir die folgenden Behauptungen: |
|
|
1. Elektronen in vollbesetzten
Bändern können nicht zur elektrischen Leitfähigkeit beitragen. |
|
|
2. In teilbesetzten Bändern können nur
Elektronen mit leeren Plätzen in der (energetischen) Nachbarschaft zur elektrischen Leitfähigkeit beitragen. |
|
|
3. Falls eine ungerade Zahl von Elektronen auf
ein Band zu verteilen sind, ist es immer nur teilbesetzt. |
|
Hier versteckt sich offenbar eine Klassifizierung aller
Materialien (nun ja: aller kristallinen Materialien, denn nur solche haben Bänder) in Leiter
und Nichtleiter, wobei nur einige wenige grundlegende Eigenschaften der Bandstruktur
gefragt sind. Machen wir uns zunächst die Punkte 1. bis 3. klar: |
|
Zu 1. Das kennen wir eigentlich schon; das haben wir vor kurzem behandelt.
Hier das Zitat: |
|
|
"Nur Elektronen, die um sich herum unbesetzte
Zustände
finden, können überhaupt "was tun". Der Rest tut nichts !" |
|
|
In einem voll besetzten Band gibt es per definitionem keine leeren
Plätze; die Elektronen in diesem Band können also auf nichts (???) reagieren. Die
Fragezeichen schränken "das Nichts" etwas ein; wir werden sie später klären. |
|
|
Nochmals: Diese Aussagen sind eine direkte Folge der Tatsache, daß Elektronen Fermionen sind, also dem Pauli-Prinzip unterliegen. Für
Bosonen, also z.B. Photonen, gilt diese Einschränkung (natürlich) nicht. Man
stelle sich einmal vor, was passieren würde, wenn man in einen gegebenen Raum nur ein
Photon mit einer bestimmten Frequenz hineinpacken dürfte! |
|
Zu 2. Das versteht sich jetzt von selbst. Wir können das sogar ein
bißchen genauer fassen, denn wir wissen schon, daß die Zahl der reaktionsfähigen Elektronen mit der Aufweichungszone der Fermiverteilung
zusammenhängt. |
|
Zu 3. Jeder Zustand eines Atoms kann immer zwei Elektronen aufnehmen – eines mit Spin "up", und eines mit Spin "down".
|
|
|
Das gilt auch für die Zustände in einem Band, die sich ja aus den Atomzuständen
durch Aufspaltung entwickeln. Damit passen immer (2 mal Zahl der Zustände) Elektronen in ein Band – eine
immer gerade Anzahl. |
|
|
Damit müßten alle Elemente mit einer ungeradzahligen
Anzahl von Elektronen, d.h. mit einer ungeradzahligen Ordnungszahl,
im kristallinem Zustand Leiter sein. |
|
|
Na ja – ein Blick auf das Periodensystem
hilft weiter. Stimmt schon – außer vielleicht für die kristallinen Halogene; aber da werden bei der Kristallisation
auch keine "richtigen" Bindungen eingegangen. Aber: Die meisten Elemente mit
einer geradzahligen
Anzahl von Elektronen sind auch Leiter – also ein besonders tolles Kriterium
ist das nicht. |
|
Immerhin, wir haben erste Zusammenhänge zwischen Bandstruktur und elektronischen
Eigenschaften. Klarer wird das alles erst, wenn wir die Energielücken ins Spiel
bringen. |
|
|
Das schauen wir uns schnell an: |
|
|
|
|
|
Links ist eine beliebige Bandstruktur mit sogar 3 Bändern gezeigt; nochmals unterteilt
in die zwei Varianten: Letztes besetztes Band ist teilbesetzt bzw. vollbesetzt. Orange symbolisiert hier besetzte Plätze,
im Grünen ist noch was frei. |
|
Wir treffen jetzt zwei einfache Vereinbarungen: |
|
|
1. Das letzte besetzte Band heißt Valenzband.
Dabei ist es unerheblich, ob es voll- oder teilbesetzt ist. Das Band direkt darüber heißt Leitungsband.
Es ist (zunächst noch) immer leer (zur Erinnerung: Wir betrachten nach wie vor
den Fall T = 0 K). Das ist eine etwas vereinfachte Definition; aber für unsere Zwecke ausreichend.
|
|
|
2. Bänder unterhalb des Valenzbandes zeichnen wir nicht mehr. Die dort sitzenden
Elektronen können sowieso nichts tun, sie sind uninteressant, und wir lassen sie zukünftig einfach weg.
|
|
Damit erhalten wir die rechts gezeigte Bandstruktur, mit der wir zukünftig
arbeiten wollen. |
|
|
|
Isolatoren, Halbleiter und Metalle |
| |
|
Wir brauchen nur noch eine Zutat, um die in
der Überschrift genannten Materialklassen im Bändermodell sortieren zu können: Wir müssen Band-Band-Übergänge
betrachten. |
|
|
In anderen Worten: Erhält ein Elektron soviel Energie von irgendwoher,
daß es die Energielücke zwischen Valenzband und Leitungsband überwinden kann, dann kann es unter
Umständen vom Valenzband ins Leitungsband springen. Und dort kann es jetzt munter Strom leiten – was
es im Valenzband, falls es voll besetzt war, nicht konnte. |
|
|
Solche Band-Band-Übergänge
, hervorgerufen durch thermische Energie (kBT = wie groß bei Raumtemperatur
TRT?) oder Licht (E = hn = wie groß
für sichtbares Licht?), ändern somit die elektronischen Eigenschaften des
Materials. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Halbleitertechnik, und wir werden uns noch intensiv damit beschäftigen. |
|
Hier reicht es zunächst völlig, einen simplen Zusammenhang qualitativ zu verstehen (quantitativ machen wir das in Kürze): |
|
|
Ist die Energielücke sehr groß, wird es bei normalen Temperaturen kaum möglich
sein, sie durch thermische Anregung zu überwinden. Ist sie sehr klein, ist es einfach – siehe die Aufgabe unten. |
|
Damit haben wir zwanglos folgende Klassifikation
von Isolatoren, Halbleitern
und Leitern anhand von Banddiagrammen:
|
| |
|
|
Isolatoren sind alle Materialien, die ein vollbesetztes
Valenzband und eine große Bandlücke EG
haben. Die angegebenen Zahlen sind natürlich nur Richtwerte, keine scharfen Definitionen. |
|
|
Selbst bei hohen Temperaturen werden es die Elektronen nicht schaffen, ins Leitungsband zu
wechseln; Stromfluß kann nicht stattfinden. |
|
|
Der spezifische Widerstand liegt bei (1010 . . . 1020) Wcm
(wie mißt man sowas?). Quarzglas (SiO2) soll bei 1019
Wcm liegen, Phenolharze ("Pertinax") schaffen nur (109 . . . 1011)
Wcm. |
|
Ein volles Valenzband und ein mittelgroßes
"Bandgap", um auch mal den gebräuchlichen englischen Ausdruck einzuführen,
ergibt Halbleiter. |
|
|
Die thermische Energie bei Raumtemperatur reicht aus, um einigen
wenigen Elektronen den Sprung ins Leitungsband zu ermöglichen – etwas
Stromleitung kann stattfinden. Wir erwarten, daß die Zahl der Elektronen im Leitungsband und damit die Leitfähigkeit
mit wachsender Temperatur stark zunimmt. |
|
|
Perfekte
Halbleiterkristalle haben bei Raumtemperatur spez. Widerstände von ca. (101 . . . 108)
Wcm; Si liegt z. B bei etwa 3 · 105
Wcm; GaAs bei 108
Wcm. Das sind aber keine besonders tiefschürfende Zahlen, da sie stark temperaturabhängig
und extrem stark "dreck"abhängig sind. Bei T = 0 K ist die Leitfähigkeit aber
immer Null. |
|
|
Mit gezielt eingebrachtem "Dreck" (das nennt man dann "dotieren")
kann man den spez. Widerstand halbwegs temperaturunabhängig einstellen, bei Si z. B. typischerweise im Bereich
(10–2 . . . 103) Wcm. |
|
Ein nicht voll besetztes Valenzband definiert ein Metall.
|
|
|
Wenn man genauer schaut, ist ein nicht voll besetztes Valenzband manchmal besser zu beschreiben
als ein Überlapp zwischen vollbesetztem Valenzband und leerem Leitungsband; auch das ergibt einen Leiter.
Falls eine Energielücke zwar vorliegt, aber sehr klein ist (der Wert 0,2 eV ist in diesem Zusammenhang nur ein
Anhaltspunkt und vollständig willkürlich), haben wir sogenannte Halbmetalle
. |
|
|
Das ist aber hier nicht wirklich wichtig und dient nur dazu, klar zu machen, dass in Banddiagrammen
sehr viel, oder genauer gesagt, alle relevante Information steckt. |
|
In Metallen haben wir jedenfalls bei Raumtemperatur in allen Fällen immer
genügend Elektronen, die bewegungsfähig sind, und damit auch eine gute Leitfähigkeit. |
|
|
Der spezifische Widerstand von Metallen liegt bei Raumtemperatur (*)
im Bereich 10–6 Wcm; hier einige genauere Zahlen: |
| |
Silber: r
Ag = 1,63 · 10–6Wcm |
(bester Leiter) |
Kupfer: rCu = 1,7 · 10–6Wcm |
aber rMessing = 5,2
· 10–6 Wcm |
Zink: rZn = 5.9 · 10–6Wcm |
Aluminium: rAl = 2.7 · 10–6Wcm | |
Natrium: rNa = 4.2 · 10–6Wcm | |
Blei: rPb = 21 · 10–6Wcm | |
Quecksilber: rHg = 95,8 · 10–6
Wcm | Nicht so toll! |
|
|
|
(*) Da der spezifische Widerstand mit der Dichte (= Anzahl pro
Volumen) frei beweglicher Elektronen und ihrer Beweglichkeit zusammenhängt (wie sieht noch mal die Formel dazu aus?)
und sowohl Anzahl als auch Beweglichkeit wiederum von der Temperatur abhängen, hängt auch der spezifische Widerstand
von der Temperatur ab.
|
|
Einfach und sehr flächendeckend. Aber: Wir betrachten nach wie vor perfekte Kristalle. Wie die Bandstruktur eines realen Polykristalls
aussieht, der voll ist mit Defekten aller Art, steht noch auf einem anderen Blatt. |
|
|
Die typischen Halbleiter Si und Ge wurden früher (ca. 1. Hälfte
20. Jahrhundert) auch eher den Metallen zugerechnet, da ihre Leitfähigkeit so schlecht nicht war. Das war aber
eine Folge der zwar faszinierenden, jedoch nicht so recht faßbaren und deshalb etwas
verpönten "Dreckeffekte". |
|
|
Diese Dreckeffekte enthalten aber die Grundlagen der Halbleitertechnik, wir werden sie noch
ausführlich kennenlernen. |
|
Wie kann man die Leitfähigkeit eines
gegebenen Materials manipulieren? Wie kann man für technische Anwendungen das herstellen, was man braucht? |
|
|
Die Temperatur wird bei Isolatoren und Metallen nicht viel vermögen (ist auch unpraktisch).
Die Dichten der frei beweglichen Elektronen sind nahe an null oder bereits recht hoch; viel läßt sich daran nicht
ändern. |
|
|
Es bleibt damit nur die gezielte Nutzung der "Dreckeffekte".
|
|
|
Nützt aber nicht viel bei Isolatoren und Metallen. Selbst einige leitende Ausscheidungen
in Isolatoren werden die Leitfähigkeit nicht erhöhen, solange keine leitende Pfade zwischen diesen Ausscheidungen
bestehen; und Defekte in Metallen werden zwar die Beweglichkeit etwas herabsetzen aber damit die Leitfähigkeit immer nur schlechter machen. In Metallen sind es auch nur verhältnismäßig "kleine"
Effekte – maximal 2 Größenordnungen. Das ist klein, wenn man bedenkt, daß die Leitfähigkeit
einen Bereich von gut 25 Größenordnungen umfaßt! |
|
Letztlich erhalten wir für Metalle ein
für uns hier uninteressantes Verhalten. Sie leiten halt, so gut sie es als idealer Kristall könnten, und wir können
das technisch immer nur verschlechtern. Damit können wir sie hier als abgehakt
betrachten. Auch Isolatoren können wir mit Blickrichtung auf die Leitfähigkeit
abhaken (in Blickrichtung auf die Dielektrizitätskonstante
haben wir sie auch schon abgehakt). |
|
|
Was bleibt, sind die Halbleiter. Sie werden uns für
den Rest dieser Vorlesung beschäftigen! |
|
| |
|
Zeit für eine gehaltvolle Übung |
| |
|
© H. Föll (MaWi für ET&IT - Script)