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Im großen und ganzen sind die magnetischen Begriffe analog zu den elektrischen;
wir können uns also kurz fassen. |
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Da man sie nicht grundsätzlich als eine Konsequenz magnetischer Ladungen
definieren kann, haben wir zunächst eine empirisch definierte magnetische Feldstärke
H
. |
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Zur Erzeugung des Magnetfeldes jagen wir den Strom der Stärke I
durch eine Spule der Länge s mit Zahl der Windungen=n. Im Inneren der Spule gilt dann: |
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Das ist zwar keine sehr befriedigende Definition, aber was soll's. Die Einheit von H
ist damit: [H]=1 A/m |
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Im Vakuum gilt für die Beziehung zwischen Magnetfeld
H
und der magnetischen Flußdichte (kurz: magnetischer Fluß)
oder der magnetischen Induktion
B, dem Analogon der Verschiebungsdichte
D: |
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Dabei ist µ o=magnetische
Permeabilität des Vakuums=4p · 10–7 Vs/Am=1,26 · 10–6
Vs/Am. |
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Die Einheit von B ist: [B]=1 Vs/m2. Dabei ist
1 Vs/m2=1
Tesla |
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103/4p A/m
waren früher bei der Feldstärke 1
Oersted. 1 heutiges Tesla
waren mal bei der Flußdichte 104
Gauss im alten (und in manchen Aspekten besseren) System.
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Warum man den berühmten Mathematiker und Wissenschaftler Gauss dem Abenteurer und Wirrkopf
Tesla geopfert hat, läßt sich nur politisch, also unlogisch erklären. |
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In Anwesenheit eines Materials (in der gedanklichen Spule) erhalten wir |
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Dabei ist µr
=relative Permeabilität des Materials
– in vollständiger Analogie zur elektrischen
Flußdichte und der Dielektrizitätskonstante. Auch µr ist eine dimensionslose Zahl. |
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Wir teilen den Fluß wiederum in den externen Fluß im Vakuum plus den
Anteil des Materials und schreiben |
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J ist dann offenbar die magnetische Polarisation
in kompletter Analogie zum dielektrischen Fall. (Und das gilt, wie wir noch sehen werden, weitestgehend auch für die
ihr zugrundeliegende Physik.) |
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Im Magnetismus macht man sich das Leben schreib- und rechentechnisch noch einfacher
durch Einführung der Magnetisierung
M wie folgt:
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M
| = | J µo |
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B | = |
µo · (H + M) |
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Damit haben wir wiederum als (vermutetes) Materialgesetz |
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M | = | (µr – 1) · H |
| | | M | =: |
c mag · H |
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Die Berechnung der magnetischen Suszeptibilität
cmag
=(µr – 1) wird damit zur vordringlichen materialwissenschaftlichen Aufgabe. |
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Da wir die magnetischen Polarisierungsmechanismen schon (oberflächlich) angeschaut haben,
geht das ganz schnell. |
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Zunächst die Schlüsselfrage: Nenne
ein elektro- oder informationstechnisches Produkt, bei dem es darauf ankommt, daß ein (nicht-ferromagnetisches) Material
dia- oder paramagnetisch ist. |
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Richtig! Es kommt nicht
darauf an. Also machen wir es kurz: |
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Zuerst die diamagnetischen Materialien: |
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Diamagnetische Materialien |
Magnetisches Moment |
Nein | |
Reaktion auf externes Feld |
Magnetische Momente werden induziert (durch kleine Störungen des "Umlaufs"
der Elektronen). Die induzierten magn. Momente schwächen das Feld, d. h. cmag
< 1. Keine Temperaturabhängigkeit. |
Die schwarzen Pfeile sind ganz kurz! |
Wert von µr |
µr
£»1. Sehr kleiner Effekt in regulären Materialien
| Aber:
µr=0 in Supraleitern (idealer Diamagnet) |
Typische Materialien |
Alle Elemente mit gefüllten Orbitalen (immer gerade Ordnungszahl) |
Alle Edelgase und z. B. H2, Cu, H2O, NaCl,
Bi, ... Alkalimetall- oder Halogenionen |
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Jetzt schauen wir auf Materialien, bei denen mindesten eine der beteiligten Atomsorten
ein magnetisches Moment mit sich herumschleppt. Wir unterscheiden zwei Grenzfälle: |
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1.
Starke interne Wechselwirkung zwischen den magnetischen Momenten. Das bedeutet im Klartext:
Die Energie (oder das Potential) der Wechselwirkung ist deutlich größer als kBT, die
thermische Energie. Dann erhalten wir Ferromagnetismus. |
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2.
Keine Wechselwirkung oder zumindest Wechselwirkungsenergie < kBT.
In diesem Fall haben wir paramagnetische Materialien. |
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Der erste Fall wird dann oberhalb einer Grenztemperatur, genannt Curietemperatur
TC, automatisch in den 2. Fall übergehen. |
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Eine schematische Klassifizierung sieht so aus: |
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Paramagnetische
und ferromagnetische Materialien |
Magnetisches Moment |
Ja |
Interne Wechselwirkung |
Stark (>> kBT) ÞFerromagnet |
Schwach (<< kBT) Þ
Paramagnet | Geordnete Bereiche |
Ja | Nein |
Es gibt viele Möglichkeiten der Ordnung; im Bild unten sind einige gezeigt. Wichtig
sind - Ferromagnete (meist Leiter)
- Ferrimagnete (meist Isolatoren)
Sie haben große lokale Nettomomente |
Ein paramagnetisches Material: Ungeordnete magnetische Struktur, Momente fluktuieren
zeitlich. Im Mittelwert über Zeit und Ort kein Nettomoment |
Reaktion auf externes Feld |
Großes magnetisches Moment in Feldrichtung bei Ferro- und Ferrimagnetismus |
Kleiner Nettoeffekt in Feldrichtung; Mechanismus vollständig
analog zur Orientierungspolarisation
der Dielektrika. |
Wert von µr |
µr >> 1 für Ferromagnete
µr > 1 für Ferrimagnete µr
» 1 for Anti-Ferromagnete |
µr
³» 1 |
T-Abhängigkeit |
Paramagnetisch oberhalb Curie-Temperatur
| Nur schwache T-Abhängigkeit. |
Typische Materialien (mit TC) |
Ferro:
Fe (770 oC), Co (1121 oC), Ni (358 oC), Gd
(16 oC )
Ferri: "AlNiCo", Co5Sm , Co17Sm2
, "NdFeB" Fe3O4 , ...
Anti-Ferro:
Cr (308 oC ), MnO (116 oC ), NiO (525 oC), ...
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Mn, Al, Pt, O2 (Gas und flüssig), ... |
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Mutter Natur läßt sich bei Ordnungen einiges einfallen. Im Bild unten
sind schematisch nur die drei wichtigsten gezeigt – und, zum Spaß, noch die "frustrierte Struktur"
bei Antiferromagneten in z. B. einem bcc-Kristall (die "frustrierten" Momente, die es nicht allen Nachbarn
recht machen können, sind rot gezeichnet). |
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Es gibt noch viel mehr (und viel kompliziertere) Ordnungsstrukturen, mit denen sich durchgeknallte
Physiker und Materialwissenschaftler amüsieren. Die meisten haben aber wie die Anti-Ferromagnete kein Nettomoment und
sind deshalb (noch) technisch unwichtig. |
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Wir müssen uns merken: |
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- Die einzigen bei sinnvollen Temperaturen ferromagnetischen Elemente sind Fe, Co und Ni. (Mn
hätte es fast "geschafft", es reichte aber nicht ganz.)
- Cr ist das paradigmatische antiferromagnetische Element. Damit ist es zwar als Element magnetisch "nutzlos",
aber es hat immerhin eine starke Wechselwirkung zwischen seinen Dipolen. Kein Wunder also, daß man es in magnetischen
Legierungen findet.
- Es gibt viele und oft exotisch anmutende magnetische Legierungen und Verbindungen – z. B. die extrem starken Dauermagnete
Nd2Fe14Bor Sm2Co 17. Hier handelt es sich dann um technisch sehr
wichtige Werkstoffe der ET&IT-Technik!
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Viel mehr wollen wir über die Grundlagen gar nicht wissen. Wir schauen uns
jetzt nur noch einige wichtige Eigenschaften der Ferromagnete an. |
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Jetzt noch die schellen Fragen: |
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© H. Föll (MaWi für ET&IT - Script)