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Was wissen wir über die in der Raumladungszone generierten Ströme? |
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Es wird an jeder Stelle eine Generationsrate geben, und die insgesamt pro Sekunde generierten
Ladungsträger können als Ströme abfließen - zwei Teilströme im Leitungsband (Vorwärts und
Rückwärts), und dasselbe nochmal im Valenzband. Schematisch sieht das so aus: |
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Um ein Gefühl für die Größenordnung des Effekts zu bekommen, fragen wir
uns zunächst: Falls alle Teilströme in eine Richtung fließen würden
- wir groß wäre die Summe, der maximale Strom jmax(RLZ) der überhaupt aus der RLZ
kommen könnte, im Gleichgewicht? |
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Einfache Frage, einfache Antwort: |
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jmax(RLZ) wird gegeben sein durch die Breite dRLZ
multipliziert mit der Generationsrate GRLZ in der RLZ, denn das gibt uns die Zahl (immer
pro cm2da wir Stromdichten betrachten) der pro Sekunde zur Verfügung stehenden Ladungsträger; wir haben
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jmax(RLZ) = 2e · dRLZ · GRLZ |
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Der Faktor 2 ist der erste (noch ziemlich bescheidene) Trick: Wir zählen beide Ladungsträger im Zweifel als Minoritäten, d.h. sowohl die Elektronen als auch
die Löcher können Strombeiträge liefern. Wenn wir uns die Ladungsträgerdichten in der RLZ
nochmals anschauen (Bild unten), sehen wir, daß das einerseits natürlich
nicht stimmt, andererseits kann aber auch ein Majoritätsladungsträger in der RLZ zumindest zum Rückwärtsstrom
beitragen, falls er energetisch "nach oben" läuft. |
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Viel gravierender ist aber, daß die Generationsraten nach wie vor durch
G = nmin/t gegeben ist. |
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Da aber die Konzentration der Minoritätsladungsträger sich in der RLZ über
viele Größenordnungen ändert und überdies sogar der Typ "umschlägt", haben wir jetzt
ein massives Problem: Wir wollen die Gesamtzahl aller generierten Ladungsträger,
und das involviert jetzt ein kompliziertes Integral, eine Aufsummation über die lokale Generationsrate G(x)
- einerseits. |
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Andererseits, was immer herauskommen würde
- es läßt sich immer durch eine gemittelte Generationsrate GRLZ
ausdrücken, die dann eine gemittelte Ladungsträgerdichte <nRLZ> braucht , d.h. <GRLZ>
= <nRLZ> / t. |
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Falls wir eine sinnvolle mittlere Dichte <nRLZ>
erraten können, sind wir einen Schritt weiter. Was sollen wir nehmen? |
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Genau! Ein Blick auf die Ladungsdichteverteilung macht deutlich, daß sich ganz natürlich
die intrinsische Ladunggsträgerdichte ni als Mittelwert anbietet; sie liegt notgedrungen zwischen
den Extremwerten links und rechts; und was besseres können wir nicht erraten. |
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Wir setzen also erstmal für den maximalen Strom aus der RLZ |
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jmax(RLZ) | = |
2e · dRLZ · |
ni t |
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Das ist doch schon mal ein Anfang. Wir wissen aber noch mehr. Im
Gleichgewicht fließt nach wie vor kein Nettostrom, und das bedeutet, daß sich der Strom aus der Raumladungszone
genau hälftig auf die Vorwärts- und Rückwärtsrichtung aufteilen muß, wir haben |
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| jF |(RLZ) = | j |R(RLZ) = |
jmax 2 |
= |
e · dRLZ · |
ni t |
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Damit kennen wir bereits den Rückwärtstrom im Gleichgewicht, d.h. ohne äußere
Spannung. |
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Was passiert nun, wenn wir eine externe Spannung Uex
anlegen und damit die Höhe der Energieschwelle ändern? Genau dasselbe wie bei der Betrachtung
der Volumenbeiträge: |
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Wie zuvor, nehmen wir einfach an, daß dem Rückwärtsstrom
die Höhe der Energieschwelle ziemlich egal ist. Das ist zwar nicht ganz richtig, denn für große Sperrspannungen
wird letzlich praktisch alles was in der RLZ generiert wird den Berg hinunterfließen,
d.h. der Rückwärtsstrom wird gleich dem Maximalstrom aus der RLZ sein, und nicht nur die Hälfte davon
- aber das macht gerade mal einen Faktor 2 aus. Im Rahmen unserer Trickserei können wir das großzügig
ignorieren. |
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Einen wesentlichen Unterschied zur Betrachtung der Rückwärtsströme
aus dem Volumen gibt es aber schon: Die RLZ wird mit zunehmender Spannung größer - wir erwarten also,
daß der Rückwärtsstrom aus der RLZ mit zunehmender Spannung zunimmt (mit der Wurzel
aus Uex , um genau zu sein). |
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Nun zur Vorwärtsrichtung. Die gesamte Energieschwelle ist wieder um –
eUex kleiner als im Gleichgewicht für Uex = 0 V. |
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Aber wir haben einen großen Unterschied zur Volumensituation: Je nachdem ob ein bestimmter
Ladungsträger eher am Fuße oder eher am oberen Ende des Energiebergs generiert wurde, muß er fast den ganzen
Energieberg überwinden, oder nur ein letztes kleines Reststück. In anderen Worten: Die Höhe der Energieschwelle
für den Vorwärtsstrom ist - wie die Generationsrate - stark ortsabhängig. |
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Wiederum müßten wir über die ortsabhängigen Boltzmannfaktoren aufsummieren,
und wiederum verwenden wir denselben Trick: Wir nehmen einfach eine "mittlere" Energiebarriere, den Mittelwert
aus maximaler Energieabsenkung (= eUex
) und minimaler Energieabsenkung (= 0 eV), also eUex /2. |
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Damit können wir sofort den aus der RLZ stammenden Vorwärtsstrom
hinschreiben: |
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jRLZ, F(Uex) = |
jRLZ, R · exp – |
eUex
2kT |
= |
e · ni · dRLZ
t |
· exp | eUex
2kT |
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Der gesamte Strom jRLZ(Uex) ist wie zuvor
durch die Differenz jRLZ, F – jRLZ, R gegeben (mit
einer Faktor 2 Unsicherheit), wir erhalten |
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jRLZ(Uex) |
= |
e · ni · dRLZ
t |
· |
æ ç è |
exp | eUex
2kT |
– 1 |
ö ÷ ø |
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Das ist - bis auf einen Faktor 2 - genau die Gleichung, die man bekommt, wenn man "richtig"
rechnet. |
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Damit erhalten wir die vollständige
Diodengleichung in voller Schönheit (damit die Gleichung nicht zu lang wird verzichten wir auf die Indizes) |
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j = |
æ ç è |
e · L · ni 2
t · NA |
+ | e · L · ni
2 t · ND
| ö ÷ ø |
· |
æ ç è |
exp | eU
kT | – 1 |
ö ÷ ø |
+ |
e · ni · d(U)
t |
æ ç è |
exp | eU
2kT |
– 1 |
ö ÷ ø |
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Die Größen L und t beziehen sich
auf die jeweiligen Teilchensorten (im ersten Summand die Elektronen, im zweiten die
Löcher), denn sie können im Prinzip für Löcher und Elektronen verschieden
sein. |
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Wie sieht es in Rückwärtsrichtung aus? Dazu bilden wir einfach das Verhältnis
aus den Rückwärtsströmen des Volumens (jR(Vol)) und der Raumladungszone (jR(RLZ)),
und bekommen |
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jR(Vol)
jR(RLZ) | = |
| = |
ni · L
NDot · dRLZ |
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Der entscheidende Faktor ist ni/NDot.
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Mit zunehmender Energielücke nimmt ni exponentiell ab; der Volumenanteil
des Rückwärtsstroms wird bei "großen" Bandlücken gegenüber dem Raumladungszonenanteil
zu vernachlässigen sein. |
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Mit zunehmender Temperatur nimmt ni exponentiell zu (während
NDot, die Konzentration der ionisierten Dotieratome ziemlich
konstant bleibt). Damit wird bei hohen Temperaturen wieder das Volumen dominieren. |
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Damit können wir jetzt einen Blick auf gemessene
Kennlinien werfen: |
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Das sieht doch schon ganz gut aus: |
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Beim Ge spielt der Einfluß der Raumladungszone keine große Rolle (d.h.
ni >> NDot); die gemessene Kennlinie würde der gezeigten theoretischen
Kennlinie ganz gut folgen. |
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Beim Si, mit einer Energielücke bei der sich offenbar der Anteil der Raumladungszone
deutlich bemerkbar macht, ist der "Buckel in Vorwärtsrichtung klar zu erkennen; in Rückwärtsrichtung
ist der Sperrstrom weit größer als die simple Theorie vorhersagt und leicht spannungsabhängig - paßt! |
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Daß noch einige zusätzliche Effekte dazukommen - bei zu hoher Spannung
in Rückwärtsrichtung wird es irgendwann knallen,
ohmsche Widerstände (= Bahnwiderstände) werden sich bei
hohen Strömen bemerkbar machen, etc. - wen wundert's. Aber das soll uns hier nicht weiter beschäftigen. |
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Wir haben damit ein ziemlich umfassendes Verständnis des pn-Übergangs erreicht
- ohne ein einziges Mal richtig gerechnet zu haben. |
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© H. Föll (MaWi 2 Skript)