5.4.3 Einige Spezialitäten bestimmter Gitter

Einige Spezialitäten in face-centered cubic - Gittern

Dieses Kapitel ist im englischen Skript ausführlicher!
Lomer-Cotrell und stair-rod Versetzungen
Wir betrachten die Reaktion zweier (aufgespaltener) perfekter Versetzungen auf verschiedene Gleitebenen:
b1=a/[-1,1,0] auf der (111) Ebene
b2=a/2[101] auf der (-1,1,1) Ebene
Die beiden Shockley Teilversetzungen reagieren zu einer Versetzung mit dem Burgersvektor
bLC=a/6[011],
der Lomer-Cotrell Versetzung.
Diese Versetzung berandet zwei Stapelfehler und ist völlig unbeweglich (sessile); die Gesamtversetzung heißt "stair-rod dislocation"
 
Abbildung: Lomer-Cottrell- bzw. stair-rod Versetzungen
Stapelfehlertetraeder
Frank-Versetzungen sind relativ hochenenergetisch (b=a/3 [111], b2=a2/3) verglichen mit einer Shockley (a2/6)- oder Lomer-Cottrell- Versetzung (a2/18)
Die berandende Frank-Versetzung einer kleinen Leerstellenscheibe spaltet deshalb häufig auf in LC-Versetzungen und Shockley-Versetzungen auf, die weitere intrinsische Stapelfehler ausziehen, bis ein Tetraeder geformt wird.
Abbildung:Bildung von Stapelfehler -Tetraedern und Stapelfehler - Tetraeder in abgeschrecktem Gold
Versetzungen im Diamant - Gitter
Da jetzt zwei Atome in der Basis vorliegen, wird alles noch ein bißchen komplizierter. Zunächst kann die atomare Struktur einer simplen Stufenversetzung zwei Modifikationen haben ("glide" und "shuffle - set"), weil die eingeschobene Netzebene auf zwei verschiedenen Atompositionen enden kann. Daraus lassen sich allerlei Komplikationen ableiten.
Welche Konfiguration liegt denn nun vor? Die Gelehrten streiten sich noch!

Einige Spezialitäten in bcc (body-centered cubic) - Gittern

Die Grundgeometrie ist weniger gut definiert als bei fcc-Gittern, da das bcc Gitter kein dichtest gepacktes Gitter ist.
Der kleinstmögliche perfekte Burgersvektor ist
   bbcc=a/2<111>
 
Gleitebenen können die (ähnlich dichtgepackten) {111}, {112} und {123}- Ebenen sein; Gleitrichtung ist bevorzugt die <111> - Richtung.
Damit sind viele Möglichkeiten zum Gleiten gegeben, einzelne Versetzungssegmente können bei Behinderung oft auf eine andere Ebene ausweichen.
Stapelfehler treten nicht auf; offensichtlich ist die Stapelfehlerenergie hoch.
Dafür kann der Versetzungskern "ausgedehnt" sein ; insbesondere bei Schraubenversetzungen in <111> Richung mit entsprechender dreizähliger Symmetrie. Dies führt zu einer Asymmetrie der Vor- und Rückbewegung der Versetzung:
Eine Dauerbelastung mit Schwingungen kleiner Amplitude führt damit nicht nur zu einem reversiblem Hin- und Herschwingen der Versetzung, sondern evtl. im Laufe der Zeit auch zu irreversiblen Änderungen der Anordnung und damit zu Änderungen der mechanischen Eigenschaften.

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