Kinken
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| In realen Kristallen enthalten Versetzungen in der Regel Kinken und Jogs. | ||||||||||||||
| Diese "Defekte im Defekt" beeinflussen sehr stark die Beweglichkeit von Versetzungen. Ihre Entstehung kann mehrere Ursachen haben; insbesondere entstehen sie auch durch die Bewegung selbst. | ||||||||||||||
| Natur der Kinken | ||||||||||||||
| Vorbemerkung: Versetzungen in Kristallen (nicht bei Voltaterra) liegen im Gleichgewicht im Minimum eines Energiepotentials, des Peierls-Potentials | ||||||||||||||
| Veranschaulichung: | ||||||||||||||
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| Dadurch gibt es ausgezeichnete Richtungen im Kristall, in denen die Versetzungen liegen möchten. Eine Fast-Stufenversetzung, z.B. hat eine kleinere Energie wenn sie zwischen zwei Verankerungspunkten möglichst große Strecken als reine Stufenversetzung verläuft, also | ||||||||||||||
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| Es ist sinnvoll, zwischen geometrischen Kinken (Wie im Bild oben) und Kinken im thermischen Gleichgewicht zu unterscheiden. Letztere treten dann als Doppelkinken mit entgegengesetzten Vorzeichen auf: | ||||||||||||||
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| Kinken sind damit in dieser Definition Sprünge atomarer Dimension in der Versetzungslinie, die auf der Gleitebene liegen. | ||||||||||||||
| Auch Schraubenversetzungen liegen im Minimum eines Peierls-Potentials und können Kinken haben. Die Kinke hat dann aber per Definition Stufencharakter - als Konsequenz hat die gesamte Schraubenversetzung jetzt auch eine Gleitebene, oder die Kinke wirkt als Verankerungspunkt. | ||||||||||||||
| Durch thermisch aktivierte Bildung von Doppelkinken kann Versetzungsbewegung auch unterhalb einer kritischen Scherspannung stattfinden, d.h. bei wirkenden Kräfen tb, die zu klein sind, um die Versetzung über die Peierls-Potentialbarriere zu heben. | ||||||||||||||
| Der Effekt zeigt sich besonders schön in Experimenten zur inneren Reibung. | ||||||||||||||
Jogs |
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| Natur der Jogs | ||||||||||||||
| Jogs kann man als Oberbegriff auffassen, der alle "Sprünge" in Versetzungslinien umfaßt (Kinken wären dann die Teilmenge mit dem Sprung in der Gleitebene), oder - eingeschränkt - als Sprünge außerhalb der Gleitebene. In eienm Bild das nur die eingeschobene Halbebene einer reinen Stufenversetzung darstellt, sieht das so aus: | ||||||||||||||
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| Jogs eignen sich erkennbar gut als Keim zur Anlagerung oder Emission von Atomaren Fehlstellen | ||||||||||||||
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| Ganz allgemein wird definiert: | ||||||||||||||
| Konservative Bewegung der Vesetzung=Bewegung ohne Beteiligung von atomaren Fehlstellen=Bewegung in der Gleitebene=Gleiten | ||||||||||||||
| Nichtkonservative Bewegung=Bewegung aus Gleitebene heraus=Beteiligung von atomaren Fehlstellen=Klettern | ||||||||||||||
| Entstehung von Kinken und Jogs |
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| Drei Mechanismen sind identifizierbar: | ||||||||||||||
| Thermisch aktivierte Bildung von Doppelkinken | ||||||||||||||
| Thermisch beeinflußte (z.B. wg. Übersättigung von atomaren Fehlstellen) Bildung von Jogs durch Anlagerung / Emission von atomaren Fehlstellen ("Diffusionssprünge") | ||||||||||||||
| Schneiden von Versetzungen | ||||||||||||||
| Der letztere Prozeß muß erklärt werden. Wir betrachten die Bewegung einer Stufenversetzung in folgende Geometrie: | ||||||||||||||
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| Durch das "Schneiden" der Stufen- mit der Schraubenversetzung sind zwei Jogs entstanden. Auch beim Schneiden von beliebigen Versetzungen entstehen immer Stufen. | ||||||||||||||
| Damit ergibt sich der allgemeine Bezug: | ||||||||||||||
| Versetzungsbewegung erzeugt Jogs, und | ||||||||||||||
| Jogs beeinflußen massiv die Beweglichkeit von Versetzungen | ||||||||||||||
| Die Bewegung von Versetzungen kann "Debris" hinterlassen, z.B. ganze Reihen von atomaren Fehlstellen, oder, wenn der Jog über mehrere Netzebenen geht, kleine Versetzungsringe, weil der Jog bei der konservativen Bewegung der Hauptversetzung klettern muß um mitgeschleppt zu werden. | ||||||||||||||
| Abbildung: Leerstellen-Erzeugung beim Gleiten einer Schraubenversetzung mit Jogs | ||||||||||||||
| Erzeugung von Versetzungen |
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| Die Bewegung von Versetzungen erfolgt i.d.R. um äußeren Kräften nachgeben zu können, d.h. plastische Verformung des Kristalls zu ermöglichen. Dazu müssen erstmal Versetzungen vorhanden sein; ist dies nicht der Fall, oder sind nur ganz wenige da, muß ein Mechanismus zur Erzeugung von Versetzungen existieren. | ||||||||||||||
| Zunächst können Versetzungen an der Kristalloberfläche entstehen; die Prinzipbilder zum Durchgang einer Stufenversetzung (S. 5-2) zeigen dies schon. Wichtiger und komplizierter ist die Versetzungsentstehung durch Versetzungsmultiplikation im Volumen. Der relevante Mechanismus ist: Versetzungsmultiplikation durch den Frank- ReadMechanismus. | ||||||||||||||
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| Der Frank-Read Prozeß kann also die Versetzungsdichte ins Beliebige erhöhen - natürlich wird er zum Stillstand kommen, sobald die Primärversetzung z.B. Schneiden durch eine andere Versetzung modifiziert wird. | ||||||||||||||
| Es gibt weitere, wesentlich kompliziertere Mechanismen, die hier aber nicht näher behandelt werden sollen. | ||||||||||||||