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Wir betrachten der Reihe nach, was geschieht wenn wir in eine Plattenkondensator
mit elektrisch isolierten Platten einen Leiter, einen Isolator und einen Halbleiter einbringen. Dies wird uns fast zwanglos
auf einen Schlüsselbegriff der Halbleiterei bringen. |
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Wir beginnen mit einem Leiter. Falls wir
ein leitendes Material einfach "nur so" zwischen zwei Kondensatorplatten stecken, haben wir natürlich eine
elektrischen Kurzschluß, deshalb spendieren wir noch zwei (im Grenzfall unendloch dünne) Isolatorschichten. Die
Geometrie und die Ladungsanordnung sieht dann so aus: |
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Von den vielen beweglichen Elektronen werden sich soviele an die rechte Leiteroberfläche
begeben, bis jede positive Ladung auf der Kondensatorplatte ein Elektron unmittelbar gegenübersitzen hat. Die Ladungsdoppelschicht
ist nur durch die Dicke der isolierenden Schicht getrennt. |
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Es ist am einfachsten, sich das elektrische Feld mit Feldlinien zu vergegenwärtigen, und dabei den folgenden Fundamentalsatz
zu beachten: Feldlinien beginnen und enden an Ladungen. |
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Die Lage ist dann einfach: An jeder positiven Ladung der Kondensatorplatte beginnt eine Feldlinie;
sie endet an dem gegenübersitzenden Elektron. Auf der andern Seite sind die Dinge genau umgekehrt. Die Feldlinien gehen
von den positiven Ionerümpfen aus, die übrigbleiben wenn sich die Elektronen etwas wegbewegen |
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Das Innere des Leiter ist feldfrei - wir haben keine Feldlinien,
und damit auch kein Feld. |
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Betrachten wir die Situation nun mit Hilfe der Poisson-Gleichung. Ausgangspunkt ist immer die (Netto)ladungsdichte. |
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Einmalige Integration führt dann zur Feldstärke, nochmalige Integration
zum elektrischen Potential. |
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Das ist qualitativ leicht zu machen; wir erhalten nebenstehendes Diagramm. |
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Die Ladungsdichte ist schlicht als Rechteck wiedergegeben; im Extremfall "endlich guter
Leiter" wären es Delta Funktionen |
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Die Feldstärke folgt durch einmalige Integration
(= Fläche unter Ladungskurven). Sie ist konstant und maximal zwischen den Dipolschichten; im Inneren des Metals ist
sie Null - wie es sein muß. |
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Das (aus zeichentechnischen Gründen negative) Potential folgt aus der Integration der
Feldstärke.Es steigt über die Dipolschichten, bleibt im Inneren des Metalls konstant, und steigt dann auf den
Endwert. |
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Auch das ist leicht zu verstehen; man muß sich ja nur klarmachen, welche Arbeit an einer
Probeladung verrichtet wird, die z.B. von links nach rechts geführt wird. Beim Durchlaufen der ersten Dipolschicht
wird kräftig Energie gewonnen, die dann konstant bleibt; in der zweiten Dipolschicht wiederholt sich die Chose. |
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Es reicht völlig aus, wenn sich die Gesamtheit der freien Elektronen gegenüber
den Atomrümpfen um ein Kleines in Richtung des positiven Pols verschiebt. Ein Atomdurchmesser Verschiebung produziert
sofort eine Flächenladungsdichte von etwa einer Elementarladung pro Gitterkonstantenquadrat - und das ist sehr viel |
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Am Rande notieren wir noch: Aus dem ohne Metall
wohldefinierten Kondensator mit einer endlichen Kapazität sind mit Metall zwei
hintereinander geschaltete Kondensatoren geworden, deren Kapazität mit auf Nulll strebende Dicke der Isolatoroschicht
gegen ¥ strebt. |
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Damit können wir einem Metall formal
eine Dielektrizitätskonstate von eMetall = ¥
zuschreiben |
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Was ist beim Halbleiter nun anders als bei Metallen und Isolatoren? |
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Es gibt zwar bewegliche Ladungen, aber viel weniger als in Metallen.
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Um die der Plattenladung entsprechende Flächenladung an das Ende des Materials
zu bringen, muß die Konzentration der Ladungsträger in der Nähe von x = 0 und x
= L sehr viel höher werden als im Volumen. |
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Das ist bei Metallen anders: Hier reicht eine leichte Überhöhung der Gleichgewichtskonzentration
immer aus. |
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Damit bekommen wir vom Materialende in Richtung Materialinneres einen sehr
großen Konzentrationsgradienten - und große Konzentrationsgradienten treiben große Diffusionsströme,
die versuchen den Gradienten abzubauen. |
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In einem dynamischen Gleichgewicht zwischen elektrischen Kräften, die die Ladungsträger
ans Materialende treiben, und den Diffusionsströme, die die Ladungen zurücktreiben,
stellt sich eine Ladungsträgerverteilung ein, die etwa so aussieht wie nebenstehend angedeutet. |
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Die Integration der Ladungdichteverteilung ist qualitativ einfach und im Bild angedeutet. |
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Das elektrische Feld dringt also etwas in das Material ein, die typische Eindringtiefe heißt
Debyelänge dDebye. |
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Die Debyelänge ist eine universelle
Materialkonstante, die nicht nur der Halbleiterphysik, sondern z.B auch in der Ionik eine entscheidende Rolle spielt. |
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Wir können dem Halbleiter jetzt auch eine Dielektrizitätskonstante zuschreiben, die nicht mehr wie bei Metallen = ¥
ist. |
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Aber so ganz klar ist hier noch nicht , wie groß eHalbleiter
sein wird. |
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Im Grunde beschreiben wir hier den allgemeinen Fall: Leiter und Isolatoren sind
schlicht Spezialfälle mit einer Debyelänge von nahe Null bzw. Unendlich. Allgemein gilt für die Debyelänge |
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d = Debye
Länge = |
æ ç è |
ee · 0 kT
e2 · n |
ö ÷ ø |
1/2 |
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Die Debyelänge ist damit nur eine Funktion der Dichte n der
beweglichen Ladungsträger und der Dielektrizitätskonstante e. |
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Mehr dazu im Hyperskript "Electronic
Materials" und im Hyperskript "Semiconductors". |
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© H. Föll (MaWi 2 Skript)