|
Die Wechselwirkung von Kristallen mit Wellen, die Wellenlängen im Bereich
der Gitterkonstante oder kleiner haben, ist das Rückgrat der gesamten Strukturanalytik. |
|
|
"Beliebt" sind Röntgenstrahlen, Elektronenstrahlen und Neutronenstrahlen.
Mathematisch sind sie in der einfachsten Form alle durch eine Welle der Form y = y0
· exp(ikr) beschrieben. |
|
|
Grundlegende Phänome der Wechselwirkung sind Absorption (hier uninteresant) und Interferenz. |
|
Die Interferenz einer Welle mit dem periodischen Gitter des Kristalls wird zunächst
durch das Bragg-Gesetz beschrieben. In qualitativer Form (und im Rückblick) besagt
es: |
|
|
1. Zu betrachten ist die spezielle Wechselwirkung einer ebenen
Welle mit irgendeiner Netzebenenschar
{hkl} des Kristalls. Die gesamte Wechselwirkung mit allen individuellen Ebenen ist die Summe der einzelnen
Wechselwirkungen. |
|
|
2. Die Wechselwirkung mit einer gegebenen Ebenenschar hat genau zwei
Möglichkeiten
- Entweder es passiert überhaupt nichts - die Welle "ignoriert" {hkl} und läuft einfach weiter.
- Oder sie wird an {hkl} reflektiert (mit Einfallswinkel = Ausfallswinkel)
|
|
|
3. Die zweite Möglichkeit (Reflektion ) erfolgt dann, und nur dann, wenn der Einfallswinkel
der Welle auf {hkl} einen ganz bestimmten Wert QB hat (den "Bragg-Winkel") |
|
|
4. Der Bragg-Winkel ist einfach zu bestimmen: Er ist der Winkel bei dem konstruktive
Interferenz auftritt; man erhält durch simple Geometrie: |
|
|
|
|
|
Mit dhkl = Abstand zwischen den {hkl} Ebenen (aus Kenntnis
des Gittertyps und der h, k, l berechenbar!); l = Wellenlänge.
Außerdem denken wir daran, dass z.B. die {111}, {222} oder {333} Ebenen verschieden sind! |
|
Damit läßt sich für einen gegebenen Kristall und eine gegebene
Welle exakt ausrechnen, in welchen Raumrichtungen überhaupt reflektierte, oder besser gesagt gebeugte
Wellen auftreten können. |
|
Das Bragg Gesetz verknüpft zwei Vektoren - den Wellenvektor k
der einfallenden Welle, und den Wellenvektor k' der eventuell gebeugten Welle. Damit liegt nahe, es
als Vektorgleichung zu formulieren. |
|
|
Es ergibt sich eine extrem einfache Beziehung: Beugung erfolgt dann, und nur dann, falls gilt |
| |
|
|
Mit G = ausschließlich durch das Gitter definierter
Vektor, genannt "rezipoker Gittervektor", mit den Eigenschaften |
|
|
1.
G steht senkrecht auf der betrachteten Ebenenschar {hkl}
2. |G| = 2p/dhkl |
|
|
Abgesehen von der hier noch unwichtigen Richtung ist der
reziproke Gittervektor damit eindeutig charakterisiert. |
|
Zum Schluß sollte man sich noch klar machen, daß Mutter Natur hier
wieder mal die einfachstmögliche Formulierung eines
komplexen Problems gewählt hat: Aus logischen Gründen braucht man mindestens die beiden Wellenvektoren und eine
Gittereigenschaft. Eine einfachere Gleichung als die obige Vektorgleichung ist logisch nicht möglich. |
© H. Föll (MaWi 2 Skript)