1.2 Elektronische Eigenschaften und Werkstoffgruppen

1.2.1 Übersicht

Elektronische Eigenschaften sind oft so auffällig, daß ganze Werkstoffgruppen dadurch definiert sind. Besonders wichtig sind:
Leiter = Metalle
Sie besitzen frei bewegliche Elektronen. Daher haben sie eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit .
Beispiele: Alle Metalle und einige wenige Nichtmetalle (z.B Graphit). Die Leitfähigkeit sinkt etwas mit steigender Temperatur.
Isolatoren
Die Elektronen sind lokalisiert, daher haben sie nur eine geringe elektrische Leitfähigkeit und meist (aber nicht immer) auch eine kleine thermische Leitfähigkeit. Sie sind oft durchsichtig, da die Lichtenergie von den fest gebundenen Elektronen nicht absorbiert werden kann.
Beispiele: Gläser, Keramik, die meisten Polymere.
Halbleiter
Sie besitzen wenig freie Ladungsträger (Elektronen und sog. "Löcher " oder "Defektelektronen") und sind bei tiefen Temperaturen nichtleitend. Die Leitfähigkeit steigt mit der Temperatur stark an. Sie kann durch Kristalldefekte stark beeinflußt werden. Durch Einstrahlung von Licht können freie Ladungsträger erzeugt werden (Solarzelle).
Beispiele: Silizium (Si), Galliumarsenid (GaAs).
(Feste) Ionenleiter
Die verfügbaren Ladungsträger sind positive oder negative Ionen. Der Leitungsmechanismus erfolgt über Platzwechsel der Ionen entlang Gitterdefekten und Leerstellen. Die Leitfähigkeit nimmt mit bei festen Ionenleitern mit der Temperatur stark zu.
Beispiel: Metalloxide, ZrO2 in der l-Sonde; (und alle flüssigen Elektrolyte).
Leitende und halbleitende Polymere
Polymere sind überwiegend Isolatoren. In neuerer Zeit hat man aber auch elektrisch leitende und halbleitende Polymere gefunden mit Leitfähigkeiten bis zu 5 · 104 W–1 m–1 entlang den Polymerketten.
Magnetische Materialien.
Sie besitzen eine nach außen wirksame Magnetisierung (Ferromagnete) oder ein magnetisches Moment der Einzelatome. Viele Metalle sind paramagnetisch, einige wenige ferromagnetisch. Die magnetische Eigenschaft als solche hängt nicht unmittelbar von der Struktur des Materials ab; ist aber immer durch die Elektronen bedingt.
Dielektrische Materialien (Dielektrika)
Immer Isolatoren, interessant sind Dielektrizitätskonstanten er und die Durchbruchsfeldstärke im Sinne des 1. Hauptsatzes der Materialwissenschaft.
In der folgenden Tabelle sind einige Effekte zusammengefaßt. Unter "Feld" sind die treibenden Kräfte eingetragen, die zu "Flüssen" führen

Physikalischer Effekt

Feld

Fluß und Mechanismus

Anwendung

Elektrische Leitung

elektrisch

Bewegung von Elektronen

Elektrotechnik, Kabel, Schalter etc.

Supraleitung

elektrisch

Bewegung von gekoppelten Elektronenpaaren

Kabel, Magnete

Ionenleitung

elektrisch

Bewegung von Ionen

Sensoren

Photoeffekt

elektromagnetisch

Quantensprünge von Elektronen zwischen diskreten Energieniveaus, Bandschema

Detektoren

Magnetismus

magnetisch

Magnetischer Fluß oder Induktion; Ausrichtung magnetischer Momente, Spins

Trafo, Datenspeicherung

Wärmeleitung

"thermisch"

Energieausgleich, Beweglichkeit von Elektronen in Metallen

Maschinenbau, Turbinen, Kühlung


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© H. Föll (MaWi 2 Skript)