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Der erste, der darauf hinwies, dass es für den "genetischen Code" irgendeinen Speicher geben muß, und dass man dafür keine
geheimnisvolle außerphysikalische "Lebenskraft" braucht, sondern die Atom- und Kristallphysik dazu durchaus
ausreichen könnten, war der uns wohlbekannte
Erwin Schrödinger. |
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Er hat 1943 ein Buch mit dem Titel "Was
ist Leben?" veröffentlicht, in dem er eine Art "aperiodischen" Kristall als Speicher vorschlägt.
Wie es sich herausstellte, hatte er auch hier recht. |
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Aber erst Anfang der 50er Jahre des 20 Jahrhunderts war dann einigen Spitzenforschern
klar (u.a. auch Linus Pauling, dem damaligen Topstar der Chemie),
dass die DNS
(Desoxyribonucleinsäure) oder englisch DNA (Deoxyribonucleic acid), der
Hauptsubstanz im Zellkern aller Organismen, irgendwie den "genetischen Code" enthält oder speichert.
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Klar war auch die grundsätzliche chemische Zusammensetzung, und dass die
Struktur "irgendwie" spiralisch sein mußte. |
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Die letztgenannte Information kam von Röntgenstrukturuntersuchungen. Hier muß die
unglückliche Rosalind Franklin genannt werden; die ganz
wesentlich zur "Entdeckung" der Doppelhelix beitrug, aber aus vielerlei Gründen im Schatten der Nobelpreisträger
Watson, Crick
und Wilkins blieb. |
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Ein Studierender der Materialwissenschaft, wie auch sonst jeder auch nur oberflächlich
gebildete Mensch, kennt natürlich die Geschichte der Entschlüsselung der DNA, so dass sie hier nicht wiederholt
werden braucht. |
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Immer noch lesenswert ist übrigens das (damals) absolut skandalöse Buch "Die
Doppelhelix" ("The Double Helix") von James D. Watson, in dem er die Geschichte der Entdeckung aus seiner
Sicht beschreibt. |
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Und dort kann man auch lesen, was er im wesentlichen getan hat: |
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Er hat aus Draht, Blech usw. maßstäblich genaue Modelle der wesentlichen
Komponenten gebastelt, und dann damit "herumgespielt". |
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Die nachfolgenden Bilder zeigen Modell und Erfinder (links James Watson; damals 25
Jahre jung). |
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Courtesy of ...? Found many sources but no "owner".
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Courtesy James D. Watson Collection, Cold Spring Harbor Laboratory Archives |
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In 1953 fand er eine Anordnung seiner Bauklötzchen, die so gut und
einleuchtend war, dass sie einfach stimmen mußte. Die "Doppelhelix",
ein eindimensionaler "aperiodischer" Kristall, war entdeckt. |
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Aperiodisch, weil zwar in absolut periodischen Abständen entlang des Phosphatzucker -"Rückgrats"
eine Base sitzt, es kann aber eine beliebige der vier möglichen sein. |
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Hier ein mehr realistisches Modell: |
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Hatte man erst mal ein quantitatives Modell, ließ sich auch damals verhältnismäßig
leicht (von Hand) berechnen, ob die Röntgenmessungen dazu passen. Andersherum ging das leider gar nicht, d.h. man konnte
aus noch so guten Messungen kein eindeutiges Modell berechnen. |
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Man kann das auch heute nicht wirklich. Man kann nur mit der Rechenleistungen moderner Computer
sich sehr viel schneller der Realität nähern |
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Und damit zur Moral der Geschichte: Auch bei der heutigen Strukturforschung ist es wichtig,
sich Anordnungen "vorstellen" zu können, und nicht nur rein formal vorzugehen. |
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© H. Föll (MaWi 1 Skript)