7.1.3 Defekte in Korngrenzen: Das DSC-Gitter

Dieses Kapitel ist im englischen Skript wesentlich ausführlicher!
Wir wollen jetzt Korngrenzenversetzungen einführen; d.h. sekundäre Korngrenzendefekte mit Versetzungscharakter, die aber nur in der Korngrenze existieren können.
Mit der Voltaterra Definition machen wir erst einen Schnitt in der Ebene der Korngrenze (KG).
Dann erfolgt die Verschiebung einer Hälfte des Kristalls, d.h. eines Korns, um einen Vektor der nicht die Strukur des Kristalls, sondern die Struktur der KG erhält! Das heißt z.B. das eine Koinzidienzorientierung erhalten bleibt. Es heißt aber nicht, daß die Koinzidenzpunkte an der gleiche Stelle bleiben müssen.
Der nötige Verschiebungsvektor muß nicht unbedingt ein Gittervektor sein (obwohl das natürlich funktioniert), sondern kann ein viel kleinerer Vektor sein.
Das Kriterium ist: Das CSL muß "vor" und "hinter" der Versetzung erhalten bleiben; alle Verschiebungen die das erreichen sind zugelassene Burgersvektoren für Korngrenzenversetzungen.
Die erlaubten Verschiebungsvektoren (=bKG) spannen ein neues Gitter auf, das sogenannte DSC-Gitter. (DSC steht für "Displacement Shift Complete")
Das DSC-Gitter ist schlicht das "gröbste" Gitter, das im CSL-Gitter aufgespannt werden kann, und bei dem alle Atome beider Körner auf DSC-Gitterpunkten sitzen (konsequenterweise sitzen auf den meisten Gitterpunkten des DSC-Gitters dann keine Atome).
Jede Verschiebung in diesem Gitter verschiebt nur den Nullpunkt des CSL-Gitters, d.h. läßt die Struktur der KG außerhalb des Versetzungskerns intakt.
Man versteht das am einfachsten durch Bilder:
Abbildung: Spielen mit dem Beispiel der S=5 Korngrenze aus dem vorhergehenden Kapitel (muß man noch mit Folien machen)
Die ausgezogenen Linien entsprechen offensichtlich dem CSL-Gitter; die gestrichelten Linien bilden offenbar das DSC-Gitter, denn sie enthalten alle überhaupt möglichen Atompositionen
Gezeigt ist eine S5 Situation; einige Regeln lassen sich erahnen:
Je größer die Elementarzelle des CSL-Gitters, desto kleiner ist die Elementarzelle des DSC-Gitters.
Quantitativ: Für kubische Gitter ist das DSC-Gitter das "reziproke" Gitter (im Ortsraum) des CSL-Gitters;
Die Volumina von CSL-Gitter, Kristallgitter und DSC-Gitter verhalten sich wie S : 1 : S -1für primitive kubische Kristalle und wie S : 1 : 0,5 S -1 für bcc und fcc Kristalle.
Die Bedeutung von all diesen Gittern ist folgende:
Korngrenzen, die in der Nähe einer "low-S" Orientierung liegen, können Energie gewinnen, wenn sie Korngrenzenversetzungen (mit Burgersvektor=Vektor des DSC-Gitters) so bilden, daß die versetzungsfreien Teile der Korngrenze jetzt exakt in der "low-S" Orientierung liegen.

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