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Plastische Verformung kann immer nur durch blockweises Abgleiten verstanden werden
(und nicht etwa durch individuelle Atombewegungen). | |
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Ein direkter Mechanismus - wie gezeigt - würde Scherspannungen in der Größenordnung
von ganz grob 10 % des E- oder G-Moduls benötigen. |
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Reale Kristalle verformen sich aber schon plastisch bei Spannungen, die um mehrere Größenordnungen
kleiner sind! | |
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Die entscheidenen Frage ist: Was bestimmt die Fließgrenze Rp,
d.h. die minimale mechanische Spannung, ab der plastische Verformung beginnt. Rp ist im übrigen
(bis auf einen Zahlenfaktor) so ziemlich dasselbe wie "Härte". |
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Konsequenz: Plastische Verformung erfolgt immer
durch die (Erzeugung und) Bewegung von Versetzungen. | |
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Versetzungen sind im Prinzip simple eindimensionale Defekte, trotzdem ist plastische
Verformung mit Versetzungen ein sehr komplexer Vorgang. | |
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Wichtige Eigenschaften von Versetzungen sind: |
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Charakterisierung durch Burgesvektor b (i.d.R. kleinstmöglicher Translationsvektor
des Gitters) und Linienvektor t. |
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Versetzungsbewegung erfolgt in der durch b und t aufgespannten
Gleitebene. Gleitebenen sind i.d.R. die dichtest gepackten Ebenen des Kristalls. Damit
sind die möglichen Versetzungsstrukturen und Verformungen geometrisch eingeschänkt. |
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Beliebige dreidimensionale plastische Verfomung benötigt mindestens 5
Gleitsysteme = kristallographisch verschiedene Kombinationen von Burgersvektor und Gleitebene.
In fcc Kristallen gibt es 12 Gleitsysteme (4 Ebenen × je drei b - Vektoren;
Bild rechts). | |
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Die Linienenergie einer Versetzung ist »
Gb2
» 5 eV/ |b|; Versetzungen sind damit niemals Gleichgewichtsdefekte. Der Kristall wird
deshalb versuchen, die Gesamtlänge aller Versetzungen, d.h. die Versetzungsdichte rVer
zu minimieren. | |
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Versetzungen können nicht im Kristall enden, sondern nur an anderen Defekten und auf
Oberflächen / Grenzflächen. | |
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Scherspannungen in der Gleitbenen üben auf die Versetzung eine Kraft FV
senkrecht zur Linienrichtung aus; die Versetzung wird sich bewegen, sobald diese Kraft eine gewisse Mindestgröße
überschreitet. Die Kraft pro Längeneinheit ist durch die nebenstehende einfache Formel hinreichend gut gegeben. |
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Damit ist folgender Satz "bewiesen" |
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Plastische Verformung erfolgt sobald in den verfügbaren Gleitebenen
eine kritische Scherspannung tkrit überschritten wird. |
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Diese kritische Scherspannung bestimmt ziemlich unmittelbar die Fließgrenze Rp;
sie kann in weiten Grenzen durch geeignete Eingriffe in das Gefüge manipuliert werden. |
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Optimierung von tkrit ist die Grundlage der gesamten
Metallurgie und damit der Zivilisation. | |
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Bei einem für Einfachgleitung
ortientiertem Einkristall (<123> Orientierung für fcc Gitter) wird bei Erhöhen der Spannung
zunächst nur auf einer Gleitebene tkrit überschritten. |
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Obwohl nur von geringer praktischer Bedeutung, zeigt der Versuch sehr
deutlich was bis zum Bruch geschieht: | |
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Elastische Verfomung bis zu Rp, d.h. bis zum Erreichen
von tkrit auf der "günstig" orientierten Gleitebene. |
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"Weiches" Verhalten im Bereich I, da Versetzungen auf der betätigten
Gleitebene jetzt laufen können und große plastische Verformung ermöglichen. |
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Die blockweise Abgleitung ist (im Mikroskop) gut sichtbar. |
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Verfestigung (d.h. "hartes" Verhalten) im Bereich II, weil durch die gestiegene
Spannung jetzt auch andere Gleitsysteme betätigt werden, und die Versetzungen sich gegenseitig behindern, d.h. nicht
mehr leicht laufen können. | |
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Entfestigung im Bereich III (Kristall ist wieder "weich"), weil bei den jetzt
sehr hohen Spannungen Versetzungen sich von Hindernissen "losreißen" können. |
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Schließlich Bruch - auch weil der Kristall jetzt sehr lang, und damit auch viel dünner
geworden ist. | |
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Damit ist auch klar, wie sich Einkristalle verformen, die so orientiert sind dass
mehrere Gleitebenen gleichzeitig aktiviert werden (z.B. <100> Orientierung von fcc Gittern): |
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Bereich II wird praktisch von Anfang an vorliegen. |
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Für Polykristalle, deren Körner "statistisch" orientiert sind,
d.h. keine Vorzugsrichtungen haben, werden wir ähnliches Verhalten erwarten. |
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Damit haben wir dann "klassische" Spannungs - Dehnungskurven von technischen Materialien
im Prinzip verstanden! | |
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Dass die Realität noch erheblich komplizierter ist, versteht sich dabei von selbst. |
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Die kristische Scherspannung tkrit,
ab der plastische Verformung einsetzt, kann durch geeignete Maßnahmen in weiten Grenzen manipuliert werden. |
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tkrit = Funktion von:
- tintrinsisch des Grundmaterial plus:
- Versetzungsdichte (= Vorgeschichte)
- Mittlere Korngröße
- Konzentration an Fremdatomen
- Konzentration, Art und Größe von Ausscheidungen
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Sie ist zunächst bestimmt durch die intrinsische Fließgrenze ti des (perfekten) Materials - eine Art Materialkonstante. |
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Generell gilt: Alle Arten von Gitterdefekten können Versetzungen festhalten("pinnen") |
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Wie stark ein Defekt eine
Versetzung "pinnt", hängt von Art, Größe und Gestalt des Defektes ab |
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Wie stark alle Defekte alle
Versetzungen "pinnen", hängt darüberhinaus noch von den Defektkonzentrationen
und der Versetzungskonfiguration und -dichte ab. | |
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Als Mischkristallhärtung bezeichnet man
den Anteil tMk, der von atomar gelösten interstitiellen oder substitutionellen
Fremdatomen herstammt | |
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Als paradigmatisches Beispiel mag 0.x % Kohlenstoff im sonst recht weichen (Schmiede)eisen
dienen: Wir erhalten harten Stahl schon für x < 0.5% ! |
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Der Zuwachs tMK an kristischer Schubspannung
ist i.a. proportional zur Wurzel aus der Kozentration der AF. |
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Ausscheidungshärtung arbeitet entsprechend mit Ausscheidungen der zuvor atomar
gelösten atomaren Fehlstellen. | |
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Ausscheidungen behindern Versetzungsbewegung zwar i.d.R. weitaus effektiver als atomare Defekte,
dafür ist ihre Dichte aber automatisch weitaus geringer |
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Der Zuwachs tAus an kristischer Schubspannung
ist i.a. proportional zum Kehrwert des mittleren Abstands <l>
zwischen den Ausscheidungen | |
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Verformungs- und Feinkornverfestigung nutzt Versetzungen
und Korngrenzen als Hindernisse für die Versetzungsbewegung |
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tVV » 0,2 · G · b
· (rV)½ |
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Viele Versetzungen erhält man durch plastische Verformung. Vorverformtes Material ist
daher härter als jungfräuliches - aber es bricht auch früher! Der Zuwachs tVV
ist proportional zur Wurzel aus der Versetzungsdichte rV |
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Kleine Körner erhöhen tkrit erheblich
um tKG, das umgekehrt proportional zur Wurzel aus mittlerer Korngröße
<d> ist. |
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Die technische Frage ist nun: Wie stellt an das optimale Gefüge her? |
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Und wie erhält man es bei Temperprozessen, insbesondere beim Schweißen? |
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Schweißen ist ein komplexer Prozeß
Die Schweißnaht wird unvermeidlich andere mechanische Eigenschaften haben als das Grundmaterial. |
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Denn bei hohen Temperaturen erholt sich das
Material, d.h. Defektdichten werden kleiner, und deshalb Körner und Ausscheidungen größer. |
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Carbon Steels owe their remarkable properties to the fact that at 996
K there is a phase change of the eutectoid kind: | |
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Above 996 K: (Non-magnetic) g - phase,
fcc lattice; called austenite, able to dissolve up to 2% carbon and still
about 0.8 % at 996 K. | |
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Below 996 K: (Magnetic) a - phase; bcc lattice
with hardly any solubility of carbon, called ferrite. |
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Even if you would start with a relatively defect free g
- phase, the change of lattice type would by necessity introduce many defects and thus lead to some hardening. However,
the main hardening effects are due to the need to remove surplus carbon in the a - phase |
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Upon slow cooling one obtains pearlite, a mixture of a
- Fe and cementite, which is itself an eutectic of a
- Fe and Fe3C. | |
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Upon fast cooling (= quenching) one obtains "lathes" of martensite,
a metastable lattice (tetragonal, sort of distorted bcc) with the carbon atoms still dissolved. Martensite is very
hard, but brittle | |
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Tempering below the eutectoid temperature of 996 K will keep part of the hardness,
while restoring some ductility: We have "tempered steel", for many years a
synonym for the utmost in material strength. | |
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Adding more alloying element servews to principially distinct goals: |
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"Repair" certain problems, e.g. add Mn to compensate for unwanted, but unavoidable
S in the mix. | |
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Produce certain wanted properties, e.g. better corrosion resistance by adding Cr. |
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However, each addition infringes on all properties;
optimizing can be long and hard work. | |
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Nevertheless, an incredible richness of steel variants with a huge spectrum of
properties is known and produced. | |
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What can be done with respect to the yield strength RP (proprotional
to hardness) is shown in the diagram for the presently ultimate in strength: maraging steels.
Note that the yield strength of pure ferrite is about 50 MPa. |
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In principle, whatever happens, can be understood by looking at the movement of
dislocations. | |
© H. Föll (MaWi 1 Skript)