Nachfolgend die relevanten Teile aus "Wieland der Schmied" (in der Interpretation von Simrock), die wiederum zu dem "Amelungenlied" gehören. | ||
Wagner hat für den "Siegfried" im übrigen mehr aus diesem Epos entnommen, als aus dem eigentlichen Nibelungenlied. | ||
Auch der aus Schillers "Wilhelm Tell" allseits bekannte Apfelschuss findet sich hier schon schon - aber gute 1000 Jahre früher. | ||
Wieland hält sich unerkannt am Hofe von König Neiding auf, dessen Krieger seine Familie ausgelöscht haben. Mit dem Hofschmied Amilias kommt eine Wette zustande: Amilias wird sich eine Rüstung schmieden, Wieland (unter dem Pseudonym Goldbrand) ein Schwert. Kann er damit die Rüstung nicht bezwingen, gehört sein Haupt Amilias. | ||
Zunächst zum Schmieden des Schwertes "Mimung". Es ist eigentlich schon fertig, aber Wieland findet es nicht scharf genug: | ||
Da ging zu seinem Saale der König wohlgemut. Wieland in der Schmiede nahm eine Feile gut; Damit ward zerfeilet das Schwert zu eitel Staub: Wer es vernommen hätte, die Ohren wären ihm taub. Geworden von der Feile Geschrill auf hartem Stahl; Auch hätt' ihn wohl gedauert des guten Schwertes Qual. Da lagen nun die Späne: die schlug der weise Schmied Mit Mehl und Milch zusammen: der Teig ihm trefflich geriet. Dann nahm er Mastvögel, die schon den dritten Tag Auf Kost umsonst gelauert im engen Gitterhag, Und warf die schwere Speise den Hungerleidern vor Da fraßen sie gewaltig, nicht hat begieriger Thor Noch tapferer eingehauen, als er für Freia galt Und Thyrmur der Riese die Braut gefräßig schalt: Man sah in kurzer Stunde den ganzen Trog geleert Und einen anderen rückseits am Morgen doppelt beschwert. Des letztern Inhalt brachte der Meister in die Glut: Das Erz daraus zu schmelzen schürt' er das Feuer gut, Schöpfte dann aus dem Kessel, was da von Unrat war, Und gewann ein Eisen endlich von Schlacken lauter und klar. Als sich das erkühlte, da schuf der Degen wert Vor dem siebten Tage ein meisterliches Schwert: Das war erst scharf und schneidig, das war erst fest und hart, Wie auf Erden schwerlich, ein bess'res gesehen ward. | ||
Aber Wieland ist es immer noch nicht scharf genug; die Prozedur wird wiederholt. Dann endlich ist Mimung fertig. Ein Flöckchen Wolle, das träge einen Bach heruntertreibt, wird am Schwert durchschnitten. | ||
Der Wettkampf beginnt: | ||
Noch saß auf dem Steine der Schmied Amilias Wie auf dem Königsstuhle und brüstete sich baß; Den Kreis umher bestrahlten dieWaffen spiegelblank. Da stellt mit dem Schwerte sich Goldbrand hinter die Bank. Legte Mimungs Schneide auf des Helmes Hut Und drückte leise, leise: "Nun sage, wie es tut, Wenn du etwas spürest." Da sprach Amilias: "Hau zu aus allen Kräften, laß Zorn dir helfen und Haß, Du wirst sie wohl bedürfen, eh' es den Helm versehrt." Da drückte Goldbrand stärker und stärker auf das Schwert: Helm und Haupt durchfuhr es, den Panzer und den Bauch Und fuhr bis auf den Gürtel und durch die Eisenhosen auch. Da fragte Goldbrand wieder: "Nun sprich wie es tut." Amilias versetzte: "Mir ist wie dem zumut, Dem kalt ein Tropfen Wasser niederrinnt den Leib: Ich wähne gar du machst dir hier unnützen Zeitvertreib." Goldbrand entgegnete: "So schüttle dich einmal. Du hast den letzten Becher getrunken heut' im Saal." Nun schüttelte sich mächtig der Schmied Amilias: Da fiel zu beiden Seiten ein halber Ritter ins Gras. In den spiegelblanken Waffen mitten durchgeteilt Wie hat ihn da die Strafe der Hochfahrt ereilt! Aus beiden Stücken strömte des Blutes roter Schwall: Ein Schrei entfuhr Bathilden und ihrer Jungfrauen all. | ||
Bathilde, des Königs Töchterlein, hatte im übrigen den Zauberring erhalten, den Wieland seiner Frau Elfenweiß abgenommen hatte, die dann von König Neidings Kriegern umgebracht wurde. Elfenweiß war im übrigen eine Schildjungfrau (so eine Walkürenabart) und wurde seine Frau per Gefangennahme (d.h. Vergewaltigung). Bathilde wird dann auch die Mutter seines Sohnes Wittich, auch per Vergewaltigung: | ||
Da hat er seinen Willen, sie wehrte sich nicht mehr: da er das Magdtum raubte, das Mägdlein weinte sehr; .... | ||
Ja so war'ns halt, die alten Rittersleut'. So richtige Vorbilder für die deutsche Jugend, wie im Vorwort angemerkt. | ||
© H. Föll (MaWi 1 Skript)