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Es gibt, wie schon an anderer Stelle ausgeführt, keine einfache und sofort
einleuchtende Erklärung zum Pauli Prinzip. Man kann es jedoch mit anderen Eigenschaften von Elementarteilchen korrelieren
und dann etwas tiefgründiger formulieren. |
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Entscheidend ist zunächst die Tatsache, daß Elementarteilchen prinzipiell ununterscheidbar sind. Das leuchtet zwar irgendwie ein, aber im Grunde ist es ein
Axiom. |
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Das hat viele Konsequenzen, eine davon ist sofort einsichtig. |
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Wir lassen mal gedanklich zwei Elementarteilchen derselben Sorte - zwei Elektronen
- oder zwei identische Kombinationen z.B. - zwei a - Teilchen (= zwei He Kerne)
wie Billardkugeln aufeinanderstoßen. Ein mögliches Ergebnis ist im Bild links
unten dargestellt |
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Die Bestandteile des a Teilchens sind zwei rote
Protonen und zwei blaue Neutronen |
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Der Stoß ist bei gleichen Impulsen und Energien symmetrisch, mit entsprechenden
Detektoren finden wir die Teilchen an den Positionen wie eingezeichnet. |
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Da aber die einzelnen Teilchen prinzipiell
ununterscheidbar sind, hätte der Stoß bei identischen Ausgangsbedingungenen auch wie rechts eingezeichnet stattfinden
können (bei den a Teilchen wurde z.B ein Neutron ausgetauscht) |
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Es gibt offenbar für einen gegeben Streuwinkel d
mehrere prinzipiell ununterscheidbare Wege zu ein und demselben Endergebnis am Ort des
(nicht eingezeichneten) Detektors. |
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Das bedeutet in der formalen Sprache der Wellenfunktion, daß die Wahrscheinlichkeitsamplitude
für Streuung unter einem bestimmten Winkel d, also y(d)n · y(d)*n für
jeden spezifischen Weg n der zum selben Ergebnis am Ort des Detektors führt, identisch sein muß.
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Für die Wellenfunktionen selbst bedeutet das, daß sie bis auf einen
Phasenfaktor exp if, der bei der Betragsquadratbildung herausfällt, identisch sein müssen, d.h.
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y(d)n | = |
y(d)m · exp ifn, m |
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Betrachtet man nun konkrete Fälle, erhält man Aussagen über die
möglichen Phasenfaktoren exp if. |
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Das ist aber noch nicht so spannend. Denn bisher haben wir keinen Spin berücksichtigt.
Wenn wir jetzt noch zulassen, daß die Teilchen einen Spin haben (und wir im Detektor den Spin messen), könnten
wir vielleicht die diversen Möglichkeiten doch unterscheiden. |
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Könnten wir, aber wir können das Spielchen jetzt auch noch erweitern.
Schauen wir uns den Stoß zwischen zwei Elektronen jetzt nochmal an: |
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Wir könnten jetzt viele Prinzipbilder malen: Erstes Elektron mit Spin "Up",
zweites Elektron mit Spin "Down" - und umgekehrt. Wir erwarten bei Vertauschung von Elektron 1 und 2
natürlich keinen Unterschied im Ausgang des Experiments. Dann haben wir noch die Möglichkeit, daß beide
Spin "up", oder beide Spin "down" haben. |
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Wenn man alle Möglichkeiten durchdekliniert, wird es langsam eng für
die Möglichkeiten, die für den Phasenfaktor noch bleiben. So eng, daß in voller Allgemeinheit (für
alle möglichen Teilchen mit allem möglichen Spins) nur noch zwei Phasenfaktoren
übrig bleiben: |
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exp if | = |
{ | + 1 |
| Bose Teilchen | – 1 |
| Fermi Teilchen |
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Mutter Natur hat nun aus Gründen die nur sie kennt, beide
der logisch möglichen Fälle realisiert. Das Pluszeichen gilt für alle Bosonen,
also Teilchen mit ganzzahligem Spin, das Minuszeichen für alle Fermionen, also Teilchen mit halbzahligem Spin.
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Man kann das ganze noch etwas "anschaulicher" darstellen. Der entscheidende
Gedanke bei den hypothetischen Streuexperimente war, daß man alle möglichen Parameter in der Ausgangssituation
austauschen kann, ohne daß sich am Ergebnis etwas ändern darf. |
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Das bedeutet, daß wenn man in einer der relevanten Wellenfunktionen bei
den Variablen welche "tauscht", z.B. die Positionsvektoren der beiden Teilchen oder ihre Spinrichtung, wird aus
der alten Wellenfunktion y(vor Vertauschung) eine neue Wellenfunktion y(nach
Vertauschung), und diese Operation läuft immer nach folgendem Muster ab: |
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y(nach Vertauschung) |
= |
{ |
y(vor Vertauschung) |
| Bose Teilchen |
– y(vor Vertauschung) |
| Fermi Teilchen |
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Haben wir damit das Pauli-Prinzip erklärt? |
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Haben wir natürlich nicht. Wir haben es nur anders formuliert. Wir haben
zwar verstanden, daß für ununterscheidbare Teilchen prinzipiell zwei Möglichkeiten existieren, wie sie sich
bei Interaktionen verhalten können. |
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Warum sie sich je nach Halb- oder Ganzzahligkeit ihres Spins für jeweils
eine der beiden Möglichkeiten entscheiden - das ist aber immer noch völlig unklar und keine unmittelbare Konsequenz
aus anderen tiefen Prinzipien. |
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© H. Föll (MaWi 1 Skript)