* 24.9.1501 in Pavia |
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20.9.1576 in Rom | ||
Cardano, obwohl der berühmteste Arzt seine Zeit - und außerdem Mathematiker und Erfinder - starb im Elend. Er hat sowohl zur Wahrscheinlichkeitsthorie als auch zu komplexen Zahlen wichtige Entdeckungen gemacht. | ||
Heute erinnert nur noch die "Kardanwelle" an ihn. Er hat sie ca. 1548 erfunden - für die Kutsche des Kaisers Karl V. | ||
Er hat aber auch noch andere pfiffige Sachen erfunden, z.B. ein Kombinationsschloß das so ähnlich funktioniert wie die heutigen Safeschlösser. | ||
Als Mediziner war er berühmt, Könige und Prinzen waren seine Patienten. | ||
Er hat wohl als erster bemerkt, daß Syphillis und Gonorrhöe verschiedene Krankheiten waren, und er schickte Tuberkolosekranke in eine Art Sanatorium - 300 Jahre bevor dies allgemein in Mode kam | ||
1552 kurierte er John Hamilton, den Erzbischof von Schottland, vom Asthma - er fuhr dazu für ein Jahr nach Schottland. Dies sollte noch Konsequenzen haben. | ||
Was hat er nun in der Mathematik geleistet? | ||
1524 schrieb er "Das Buch der Glücksspiele" (Liber de Luder Alea), das die Grundlagen der mathematischen Wahrscheinlichkeitstheorie enthielt. Er hatte diese Gesetze der Wahrscheinlichkeitstheorie schon früher gefunden - aber erst mal selbst benutzt. | ||
Er hat mit seinem Wissen nämlich beim Glücksspiel soviel Geld verdient, daß er damit sein Medizinstudium zahlen konnte. (Damals ging das noch, da es viele Spiele gab, die, geschickt gespielt, zugunsten des Spielers ausgehen konnten - schließlich war die Wahrscheinlichkeitsrechnung noch nicht erfunden. Heute geht das (fast) nicht mehr). | ||
Wichtiger war aber, daß er wohl als erster den Begriff der komplexen Zahl einführte. Er stieß auf komplexe Zahlen beim Versuch kubische Gleichungen zu lösen. | ||
1545 erschien sein Buch "Ars Magna", in dem die erste komplette Analyse der Lösungen kubischer Gleichungen beschrieben war - inklusive komplexer Zahlen. | ||
Er hat sich damit aber einen Totfeind geschaffen. Denn schon 1539 hatte ein Lehrer, ein gewisser Tartaglia, die Lösungen einer großen Klasse von kubischen Gleichungen entdeckt - sie aber für sich behalten, da er sein überlegenes Wissen nutzte, um gegen Bezahlung entsprechende Probleme zu lösen. | ||
Cardanos Lösung war aber allgemeiner, sie umfaßte alle kubischen Gleichungen. Cardano hat auch Tartaglia mit seinen speziellen Lösungen in seinen Büchern korrekt erwähnt, trotzdem wurde er von Tartaglia des Diebstahls und des Meineids bezichtigt - angeblich hatte er geschworen, das Geheimnis der kubischen Gleichungen niemals zu verraten. | ||
Im Gegensatz zu heute hieß das Überlebensprinzip des Wissenschaflters nicht "Publish or perish" sonder "Perish if you publish". | ||
Wie auch immer, es ist schlechterdings nicht möglich, die allgemeinen Lösungen zu publizieren, ohne die speziellen einzuschließen. | ||
Tartaglia aber war nachtragend. Er wartet seine Zeit ab und sammelte Anschuldigungen gegen Cardano, die er schließlich 1570, als Cardano auch schon genügend anderen Ärger hatte, zu einer Anklage bei der Inquisition zusammenfaßte. | ||
Cardano wurde in die Keller der Inquisition geworfen und nur der Erzbischof von Schottland, den er ja mal geheilt hatte, und der jetzt extra nach Rom reiste, erreichte, daß man ihn wieder freiließ. | ||
Damals waren "Männerfreundschaften" halt noch was wert! | ||
Der "andere Ärger" den Cardano hatte, betraf seinen Sohn Giovanni Batista. Dieser war nämlich des Mordes an seiner Frau angeklagt, und Cardano deckte ihn, er bürgte sogar für seine Unschuld! | ||
Giovanni Batista aber hatte seine Frau wirklich umgebracht, vielleicht auch, weil er gezwungen wurde sie zu heiraten um einen früheren Mord, den er begangen hatte, zu verschleiern. | ||
Offenbar hatte auch Cardanos jüngster Sohn Aldo beim Mord mitgeholfen - und seinen Vater dann an die Inquisition verraten. Dafür wurde er belohnt - er bekam einen Beamtenposten und wurde öffentlicher Folterer und Scharfrichter für die Inquisition in Bologna. | ||
Nicht viel Glück mit den Söhnen. Aber auch seiner Tochter konnte er trotz seinem ärztlichen Geschick nicht helfen - sie starb an Syphilis, die sie sich in ihren Beruf als Prostituierte zugezogen hatte. | ||
Wie kommte ein genialer Vater, der auch, so weit wir wissen, ein ehrlicher, fürsorglicher und sensibler Mann und Vater war, zu solchem Nachwuchs? Wir wissen es nicht. Verdient hat er es nicht; und verdient hat er auch nicht, daß er wegen der Skandale, die sein Lebensende überschatteten, heute so gut wie vergessen ist. | ||
Na ja, ganz vergessen ist er noch nicht. Gerade jetzt (April 1999) kommt eine neue Biographie heraus, die in der SZ besprochen wird. Und zwar so, daß man über Cardano zwar fast nichts, dafür aber (indirekt) einiges über die völlige Ahnungslosigkeit des Rezensenten erfährt. Es ist auch eine Kunst, mit soviel Worten so wenig zu sagen. | ||