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Wenn man bedenkt, was alles schiefgehen konnte
(und hier ist bei weitem nicht alles aufgezählt, was auf die Qualität
eines Schwertes noch Einfluß nehmen kann), ist es überaus
erstaunlich, daß die alten Schmiede überhaupt Stahlschwerter
zustandebrachten. Außerdem war nicht unbedingt das ganze Schwert aus
Stahl, sondern nur nur die äußere Schicht; soweit der Kohlenstoff
eben eindiffundieren konnte. |
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Erfindungsreiche Schmiede nahmen deshalb
dünne Folien, die erstmal alle einzeln behandelt wurden, um dann - bei
mindesten 800 0C - zusammengeschmiedet zu werden. Dazu mußten
erstmal die Werkzeuge - besonders wichtig waren Eisenzangen - entwickelt
werden. Diese Technik hatte ihre Blüte in Toledo, von wo aus vor allem die römische
Truppen versorgt wurden. |
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Eine fünffach größer Festigkeit
scheint nicht so besonders viel zu sein, aber die Konsequenzen waren schon
beachtlich. Die alten Gallier wurden auch deshalb von den Römern
unterworfen (außer dem bekannten kleinen Dorf natürlich), weil nach
zeitgenössischen Berichten die alten Gallier ihre Schwerter nach jedem
besseren Schlag erstmal überm Knie wieder geradebiegen mußten,
während die römischen Schwerter "so stark waren, daß es
keinen Helm gibt, der nicht von ihnen zerschlagen werden kann". |
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Eine andere Hochburg der Stahlherstellung war
Damaskus mit den berühmten Damaszener
Klingen. Diese beruhten auf einem aus Indien eingeführten Rohstahl
(genannt "Wootz") mit sehr hohem Kohlenstoffanteil (1,5% - 2 %)
bestehend aus einer Mixtur aus Zementit und Perlit. Der
Herstellungsprozeß einer Damaszenerklinge; ebenfalls eine
zusammengehämmerte Mixtur aus aus diesem tendenziell sprödem Material
und weichem Schmiedeeisen, war schwierig und nicht ohne Besonderheiten. Wir
sehen hier auch, daß das Wort "Stahl" ein Sammelbegriff ist,
der viele verschiedene eisenbasierte Legierungen und Gefüge
umschreibt. |
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Aber nicht nur im Mittelmeerraum wurde die Eisen
und Stahl Technologie entwickelt. Besonders weit entwickelte Technologien
hatten zum Beispiel die Chinesen, die viele der großen Entdeckungen des
Englands des 19. Jahrhunderte vorwegnahmen (aber nicht sehr viel damit machten)
und die Inder. |
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Letztere konnte das Geheimnis ihres "Wootz" Stahls, von dem die ganzen
Meisterschmiede des Mittelmeerraumes abhingen, für viel hundert Jahre,
wenn nicht gar 1000 Jahre geheimhalten (Man mische kleine Stücke von
Schmiedeeisen mit Holzstücken und gewissen Blättern und heize das
ganze in einem Tontopf mit Tondeckel in einem sehr heißen Feurer (unter
diversen magischen Sprüche, versteht sich). Damit bekommt man
vollständig mit Kohlenstoff durchsetzte Eisenstückchen, die man
anschließend wieder durch Hämmern bei hoher Temperatur
zusammenschmiedet). |
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Nicht vergessen sollte man auch die Haya, ein Volk das im heutigen
Tansania lebte und ebenfalls die Eisentechnologie bis zu einem gewissen Grad
beherrschte. Ihr Mythen und Märchen enthielten viel Geschichten um das
Eisenmachen, in einem Vokabular das stark angereichert war mit Ausdrücken
die sich aufs Menschenmachen bezogen. |
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Im Laufe der Jahrtausende wurde Eisen und Stahl
trotz der vielen Schwierigkeiten allmählich übliche Materialien, auch
der Schmelzpunkt von Fe wurde bald erreicht, aber die Massenproduktion von
Stahl mußte noch bis zum 19. Jahrhundert warten. Mit der ganzen Kunst der
Schmiede konnten nach wie vor nur "dünne" Objekte wie Schwerter
und Dolche, in die man genügend Kohlenstoff hineinbrachte, hergestellt
werden . |
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Auch die Holzkohle wurde ab dem 17. Jahrhundert
allmählich durch Kohle ersetzt, aber auch das war nicht ohne unangenehme
Überraschungen. Eisen, das mit Steinkohle statt Holzkohle erschmolzen
wurde, war ungeheure spröde und zu nichts nutze. Wie wir heute wissen,
reichen geringste Mengen Schwefel Atome im Fe - Gitter (sie setzen sich in die
Korngrenzen) um das Metall völlig zu verspröden, und Schwefel, wie
auch andere Verunreinigungen, ist in Steinkohle reichlich enthalten. |
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Die Lösung dieses Problem kam ausnahmsweise nicht vom
Militär, sondern vom Bier. Auch die
Bierbrauer hatten versucht, Kohle statt Holz als Heizmaterial zu verwenden um
das Malz zu dörren, und erhielten ein stinkiges übelschmeckendes
Gesöff. So wurde Koks erfunden: man röste die Kohle unter
Sauerstoffausschluß; das treibt die stinkigen Teile aus; was bleibt ist
reiner sauberer Kohlenstoff - eben Koks - der nicht nur fürs Bierbrauen
sondern auch für die Eisenverhüttung brauchbar war. |
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